Die Rose war rot

DIE ROSE WAR ROT
SCHLAGERCHANSONS UNSERER TAGE

A-SEITE
ES STEHT EIN HAUS IN NEW ORLEANS
Traditional / Köhler — Kerber
Manfred Krug mit Begleitensemble

DIE STRASSE
Th. Natschinski / König
Thomas Natschinski und seine Gruppe

DIE AUGEN DER KINDER
KÜhne / Köhler
Gerry Wolff
Orchester Gerd Natschinski

ES GIBT NICHT NUR DICh
Th. Natschinski / Grafe
Frank Schöbel und Thomas Natschinski und seine Gruppe

WENN DIE SONN' AM HIMMEL VERLISCHT
Zimmermann / Engelmann
Robert Steffan
Orchester Günther Kretschmer

SCHAU HER
König / König
Reiner Schöne
Klaus Lenz — Sextett


B-SEITE

DIE ROSE WAR ROT
G. Natschinski i Degenhardt
Gerry Wolff
Orchester Gerd Natschinski

MOND ÜBER DEM MEKONG
Köhler / KÖhler Barbara Kellerbauer
Orchester Gerd Natschinski

LIED VON DEN TRÄUMEN
Th. Natschinski / König
Thomas Natschinski und seine Gruppe

WENN DU SCHLAFST, MEIN KIND
Heicking / Kerber
Manfred Krug
Orchester Günter Gollasch

FRIEDENSLIED
König / König
Reiner Schöne
Klaus Lenz —Sextett

Für so manchen Musikfreund sind auch heute noch Schlager und Tanzmusik ein und dasselbe. Die vorliegende Langspielplatte beweist aber, daß diese einengende Gleichsetzung schon seit geraumer Zeit nicht mehr zutrifft. Entstanden doch eine ganze Reihe interessanter, reizvoller Neuschöpfungen, die — einer neuen Zielsetzung dienend — Elemente des Liedes, Chansons, aber auch der Tanzmusik sowie die verschiedensten musikalischen Stilmittel und Ausdrucksmöglichkeiten vereinen. Sollten all diese Titel etwa keine Schlager sein — also im ursprünglichen Sinne des Wortes zündende und einschlagende Melodien —, nur weil sie vielleicht einem anderen Genre starker verhaftet sind?
Nun, Sie selbst, liebe Musikfreunde, haben das Urteil inzwischen gefällt und die meisten der neugeschaffenen Chansons, Songs und Lieder zu Schlagern kreiert. Und das mit gutem Recht: Weitverbreitet, verkaufsträchtig, widerspiegeln sich in ihnen Gedanken und Gefühle sozialistischer Menschen, findet — wenn auch graduell noch recht unterschiedlich — unser sozialistisches Hier und Heute künstlerische Gestalt.
Einer der bekanntesten Titel, der zugleich dieser Zusammenstellung den Namen gab, ist „Die Rose war rot" von Gerd Natschinski und Jürgen Degenhardt Die Autoren griffen hier zur dramatischen Form der Ballade, um einem zutiefst humanistischen Anliegen künstlerischen Ausdruck zu geben; wobei eine nahezu vollkommene Kongruenz zwischen Text und Musik erreicht wurde.
Aus der Klage um die Gefallenen dreier Kriege zwischen Deutschen und Franzosen erhebt sich die Forderung: Es darf nie wieder, nie wieder sein. Platz 1 bei einer Umfrage des polnischen Rundfunks, der Preis der Journalisten beim Internationalen Liederfestival in Zopot 1966, Vertragsabschlüsse mit Frankreich und Bulgarien bestätigen, daß hier die Friedenssehnsucht einer nach Millionen zählenden Hörerschaft aufgegriffen wurde. Die Ballade würde jedoch ihre Wirkung verfehlen, zogen die Menschen daraus nicht die Schlußfolgerung, daß die Stärkung des sozialistischen Friedenslagers die einzig wahrhafte Garantie ist, Kriege zu verhindern.
Noch unmittelbarer den Ereignissen unserer Tage gewidmet sind die Titel „Wenn die Sonn´ am Himmel verlischt", „Mond über dem Mekong", „Die Augen der Kinder". Die Texte: aktivierend, ergreifend, gedankentief; die Musik: sangbar und eindringlich. -Die Augen der Kinder": Auch hier wird noch einmal deutlich, welche Gefahren es in der Welt zu bannen gilt, bis allerorts frohe Menschen frohe Lieder anstimmen können.
Gerry Wolff, rezitativ-verhalten beginnend, steigert sich zu dem kraftvollen Aufruf: „Enttäusche die Kinder nicht, du mußt sie behüten"
Hoffnung und siegesgewisse Zuversicht, daß eines Tages kein todbringender Schatten mehr über Vietnams Himmel Ziehen wird, prägen den Charakter des lyrischen Liedes im 12/8-Takt „Mond über dem Mekong". Wie groß die Skala individueller Gestaltung ähnlicher Themenkreise sein kann, läßt der Titel „Wenn die Sonn' am Himmel verlischt" erkennen. Dem unmißverständlichen Text: Gegen die Atombombe muß man  was tun, liegt ein durchgehender Slop-Rhythmus zugrunde. Die Verwendung beliebter Tanzrhythmen begegnet uns auch in den Titeln, die von den jungen Leuten um „Team 4", insbesondere von Hartmut König und Thomas Natschinski geschrieben wurden, u. a. „Die Straße", „Lied von den Träumen", „Schau her". Hier verbindet sich gute Liedtradition mit rhythmischen Elementen der Tanzmusik. Im Bemühen, thematische Begrenztheiten zu überwinden, unserer sozialistischen Gegenwart mit vorwärtsweisenden, bewegenden Versen Ausdruck zu geben, erhielten die verwendeten musikalischen Mittel vielfach eine neue Funktion. Man muß es einmal gehört haben, wie sich in den Titeln von „Team 4" Tradition und zeitgenössische Elemente verbinden. „Schau her" — „Friedenslied": Gedankentiefe, sprachliche Originalität und schlichte, ergreifende Lied-Melodik geben dem Friedensgedanken in beiden Titeln Gestalt. Das Klaus Lenz-Sextett sorgt für eine moderne, den Empfindungen junger Leute gemäße Interpretation. Reiner Schöne — bekannt durch „Pauls Traum" und „Ledernacken-Blues" — gibt der bildreichen, sinngemäß vertonten Sprache Kraft und Lebendigkeit: „Schön ist der Frieden, wenn du seiner sicher bist", heißt es im „Friedenslied". Doch es wird ebenso deutlich gesagt: Die Kriege hören nicht von selber auf. In dem Titel „Die Straße" kommt noch deutlicher zum Ausdruck, daß einst die Wärme der Sonne die Wärmebedürftigen nicht traf. Erst der Weg in den Sozialismus — hier zu einer Straße vergrößert — führt in eine Stadt, die voller Sonne ist für alle.
Die Klarheit der Aussage läßt diese Zusammenstellung von „Schlager-Chansons unserer Tage" wertvoll erscheinen. Was junge Leipziger Arbeiter kürzlich im „Neuen Deutschland" forderten, kommt hier zum Klingen: „Die neuen Lieder sollen klipp und klar sagen, wofür und wogegen wir Jungen sind. Ja, wir lieben unsere Republik, die uns zu dem gemacht hat, was wir heute sind . . . " H, P. Hofmann