Die Distel - In Eigener Lache

Die Distel - In Eigener Lache

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Die Distel - In Eigener Lache

Ausschnitte aus dem Distel-Programm
„In eigener Lache"
Regie:
Volkmar Neumann
Wolfgang  E. Struck
Robert Trösch

Dramaturgie:
Inge  Ristock

Musikalische  Leitung:
Joachim Wiemer

Klavier: Joachim Wiemer
Gitarre: Werner Bahr
Baß:  Walter  lllinger
Schlagzeug:  Herbert Clarus

Darsteller:
Hanna Donner, Hannelore Erle, Brigitte Krause, Ilse Maybrid, Heinz Draehn, Helmut Hellmann, Gustav Müller, Karl Heinz Oppel, Otto Stark, Lutz Stückrath
Tonregie: Karl-Hans Rockstedt
(Veranstaltungsmitschnitte vom  11.  u.  12,9. 1974)

Seite 1
In eigener Lache
Text:  Hans Rascher
Komposition: Siegfried  Schäfer fast alle

Kuddeldaddeldu
Text:  Hans  Krause
Draehn

Jugendweihe
Text:  Inge  Ristock
Erle,  Müller, Stückrath

... Und was macht man nach dem Abitur?
Text:  Inge Ristock
Krause,  Maybrid,  Draehn,  Müller, Oppel, Stückrath

Scheiden tut weh
Text: Achim Fröhlich
Maybrid,  Hellmann

Da hat vor 20 Jahren ...,
Text:  Lutz Stückrath-
Ensemble
Komposition: Wolfgang Lesser


Seite 2
Chilenisches Stricklied
Text:  Peter Ensikat
Donner

Alles Deutsche
Text: Jochen  Petersdorf
Draehn, Stark

Kritik und Selbstkritik
Text:  Kurt Witt
Donner, Erle, Maybrid, Hellmann, Oppel, Stark

Was ist Dramaturgie?
Text: Klaus  Boedeker - Inge Ristock
Krause, Stark

Ständchen
Text:  Kurt Bartsch
alle

Finale
Text:  Hans Rascher
alle

Gestaltung:   Manfred  Bofinger

Otto Stark   Als er einst als junger Schauspieleleve  in  Untermiete stundenlang  Sprechübungen   folgenden   sinnigen   Inhalts   machte: „Trotz träufelnder Tranen,  trägem  Trumtrum, Irauter Trommeln   . . ."  usw.,   kam  seine alte Wirtin   ins   Zimmer   geschlurft   und   fragte: „Ottolein   —   davon   willst    Du   später   mal leben . . .?"  Nun,  er  hat's  „damit"  weit gebracht,   denn   er  ist der  Chef  der   Distel   und als   solcher   sehr   vielseitig:   Er   ist   nicht   nur Direktor,   Regisseur   und   Kabarettist,   mitunter ist er auch  Chef-Fahrer   (immer dann,  wenn  der alte   Kraftfahrer   gekündigt   hat   und   ein   neuer noch    nicht   irgendwo   abgeworben   werden konnte).   Von   Geburt   und   Gemüt   ist   Stark Wiener   und   hat's   deshalb   nicht   leicht   unter uns   Preußen.   Mitunter   haben's   auch   wir Preußen   nicht   leicht   unter   der   Wiener   Vorherrschaft.   Zeitweilig   war   er   auch   Engländer (als   Emigrant)   und   Sachse   (als   Mitglied   des Dresdener  Staatstheaters   und   Begründer  des Kabaretts   „Die   Herkuleskeule").   Seit  1960   ist er   Kabarettist   und   seit   1968   Direktor   der Distel.   Seine   Lieblingsrollen:   König   Lear, Hamlet,   Karl   Eduard   von   Schnitzler   und Rolf   Herricht.   Otto   Stark   ist   Vertreter   der harten   politischen  Satire — aber so,  daß  man's nicht  merkt.   Seine  Devise:   „Was  man  nicht mehr sagen  kann — wird gesungen. Was gesungen   immer   noch   zu   hart   klingt  —-wird vertanzt."

Hanna  Donner   Wenn in  der S-Bahn   zwischen Friedrichstraße  und   Schöneweide   ein   herrenloser    Knirps   herumliegt,    dann   gehört   er Hanna   Donner.   Wenn   Sie   um   Auskunft   nach irgendeiner   Straße  fragen   und   man   schickt  Sie links   um   die   Ecke,   und   die   Straße   lag   dann rechts   um   die   Ecke  —  aber   in   einem   ganz anderen  Stadtbezirk — dann  hat Hanna Donner die   Auskunft   erteilt.   Wenn   jemand   vor   einem Hochhaus steht  und  ausruft:   „Ist das aber eine entzückende   Hundehütte",   dann   ist  es  Hanna, die   ihre   Brille  vergessen   hat.   Im   übrigen   ist sie   natur-rothaarig   und   hat   den   berühmten sächsischen   Charme,   der   mitunter  in   Dialekt ausartet   und   deshalb   schon   manche   schwache Szene   gerettet  hat.   Die  große   bisher ungelöste Frage   ihres   Lebens:   „Wo   gibt   es   .gangbare' Schuhe   in   Größe  35?"   Im   Hinblick  auf  die zur   Zeit   angebotenen   Importe   in   den   Größen für   germanische   Heldenweiber   überlegt   sie, ob   sie   barfuß   vor  dem   Roten   Rathaus demonstrieren   soll.   Ihr   Hobby:   Lesen,   lesen und   nochmals   lesen.   Und   mit   Helmut   Hellmann   Eierkuchen   backen.

Hannelore Erle   Während   in  den  50er Jahren alles  glühend   vor  Begeisterung  volkstanzte, mußte   sie  aus  der   Reihe  tanzen   und   Ballettunterricht   nehmen.   Sie  tanzte   nicht  nur  einen Sommer,   sondern   sich   gleich   durch   Kindheit und   Jugend,   von   Magdeburg   bis   zum   Friedrichstadt-Palast.   In   Berlin   machte   sie   die Schauspielprüfung   und   mußte   auch   im   neuen Beruf   gleich   wieder   aus   der   Rolle   fallen. Während   ihre  Berufskolleginnen  sozialistischen Strm und Drang mit Bau-auf-Bau-auf-Dramatik spielten   (Liebe   geht  nur   über   Normerfüllung und  so),   schmiß  sie sich   auf das  Fach  „Salondame",   Mit  diesem   Oppositionsgeist  mußte  sie gesetzmäßig   im   Kabarett  landen.   Privat  ist sie in der   Fernseh-Schwank-Familie   Richter-Reinick gelandet,   mit der sie  ein   Kind   und  einen Hund  hat.   Mit  ihrem  Mann  spielt  sie  Schach, immer  nur Schach,   und  davon   ist sie  als Dame  mitunter ganz matt.

Brigitte Krause   Als sie  in   ihren  DEFA-Anfängen   die   lebensprallen   und   tugendreichen FDJ-lerinnen verkörperte, die  stets das zukunftsweisende Lächeln  auf und  die rechte Losung  im Munde  trugen,   ahnte  niemand,   daß  sie einmal in   den   Niederungen   des   Kabaretts   landen würde.   Vor   kurzem   erhielt   sie   gar   wegen Unterschlagung und Erpressung 6 Jahre — allerdings   nur   in   der   Fernsehserie   „Der   Staatsanwalt   hat   das   Wort".   Brigitte   ist   der Schrecken   jedes   Requisiteurs.   In   einem Familienblack  von   1—2  Minuten   Länge  müssen mindestens   ein   24-teiliges   Kaffeeservice,   ein Bügelbrett   mit   elektrisch   angeschlossenem Bügeleisen,   eine   Waschmaschine   mit  Trockenschleuder   und   3   Geranientöpfe   mitspielen, womit   sie   unermüdlich   herumfuhrwerkt.   Sie   ist begeisterte   Moskwitsch-Fahrerin.   Wenn   sie 50 km/h   fahren   darf,   fährt  sie   nie   über  60 und   nennt   diese   „schlappe   40".   (Anmerkung für  die  Verkehrspolizei:   Wir  haben   natürlich, wie   immer,   maßlos   übertrieben.   Es   muß heißen:  Wenn  sie 30 fahren darf,  fährt sie nie   über 60  und   . . .   siehe oben.)

Ilse  Maybrid  ist die  „Miss Bewag"  der Distel — immer energiegeladen  und voll  Hochspannung, verausgabt  sie  sich  zu  jeder  Vorstellung   mit jedem   Gramm   ihrer  86 Pfund.   Sie  widerspricht auf  Proben  mitunter  ihrem  Mann Otto Stark. Aber   ihr   Mann   widerspricht   nie   ihr.   Womit die   Familienverhältnisse  geklärt  wären.   In ihrer   Freizeit   kümmert  sie   sich   um   Mann, Kind,   Mutter,   Tante   und   die   pensionierte Distel-Maus,   die   eigentlich   ein   Hamster   ist und  auf  den   Namen   „Emma"   hört   (oder  nicht hört).   Außerdem   kümmert   sie   sich   um   das Büro   und   sorgt  dafür,   daß   es   neue   Gardinen und   Tassen   kriegt.   Sie   hat   sämtliche   Illustrierten   und   Modejournale   der   DDR  abonniert und   ist  trotzdem   schick   angezogen.
Heinz Draehn  heißt mit bürgerlichem  Namen eigentlich  Kuddel  Daddeldu und  ist der Distel-Seemann   vom   Dienst,   weil   er   in   Rostock   geboren   ist  und  früher wirklich  einmal  Seemann und   Hafenarbeiter   war.   Trotz   seines   Vaterländischen  Verdienstordens   und   seiner   Figur ist  er  Trabantfahrer.   Er   ist  temperamentvoll wie   eine   Selters,   die   man   vor   dem   Gebrauch geschüttelt   hat,   und   beschimpft   im   Straßenverkehr   alle   Autofahrer,   die   schneller  fahren als   er,   mit   Kraftausdrücken,   die  sogar  wir nur   unter   leichtem   Erröten   hören   können. Da   er   Distel-Parteisekretär   ist,   glaubt   er, er   müsse   auch   im   Straßenverkehr   das   Tempo bestimmen   (und   das   im   Trabant!).   Im   Kofferraum   befindet   sich   ständig sein Kuddef-Kostüm, um   im   Falle   von  Rot  an   der   Kreuzung   schnell im   nächsten   Kulturhaus  eine   Kuddel-Mucke machen  zu  können.  Heinz  ist ein glühender Agitator   für   den   Sozialismus.   Wenn   man „unser"  Wetter als Sauwetter bezeichnet,  dann antwortet  er:   „Glaubst   Du,   .drüben'   ist  es besser?!"  Vor  so viel   Dialektik   hätte  selbst Karl Marx kapitaliert.

Helmut  Hellmann  lernte Werkzeugdreher,  war Schaltmechaniker   und   hatte   später   120  Frauen im   Fließband  zu   bändigen   („Der  kann Weiber laben!").   Auch   sonst   gibt   es   nichts,   was Helmut  nicht  kann:   Nägel   in  Wände schlagen,   kaputte  Lampen   reparieren,   Eier-suchen   backen,   Russisch   sprechen,   aussehen wie   Ponesky,   singen  wie   Rebroff,   fluchen  wie Draehn.   Als   er   nach   langjähriger   Spielzeit m   Armeekabarett   „Die   Kneifzange"   freiwillig zur  Distel  überwechselte,  drohte uns die Armee mit   dem   Einmarsch   ihrer   Truppen.   Der   Konflikt   konnte   jedoch   rechtzeitig   während   einer feuchtfröhliehen   Premierenfeier   beigelegt werden.

Gustav Müller muß   immer die Direktoren spielen,   weil   er  so. bedeutend   aussieht,   und alle  westlichen  Wohlstandsonkels,   weil   ihm  die wohlständische   Figur   und   ein   rheinländischer Dialekt   eigen   sind.   Den   Dialekt   hat  er  aus der   BRD   mitgebracht,   wo   er   bis   1950   zu Hause  war.   Die  Figur  ist ein  reines  Produkt der  DDR.   Beides  koexistiert friedlich   mit-  und ineinander.   Er  verfügt  über  einen  Tenor von 93   Phon,   der   jeden   Caruso   und   jede   Dampframme  von   der  Bühne  gefetzt   hätte,   und   wir werden  bei   seinem  „Belcanto"  den  Verdacht nicht   los,   daß   er  früher   mal   zur Operette wollte.   Gesanglich   ist   er   in   der   Distel'  total unterfordert.   Man   möchte   ihn  mal   als „Lohengrin"  sterben  sehen.   Gustav stand  schon im  1.  Distelprogramm  auf der  Bühne,   und man   kann   sagen:   „Der  Gustav  war   immer dabei I"

Karl-Heinz Oppel    Er spielt  meist die  Intellektuellen,  weil  er  so aussieht,  und  die  Berufs-erotiker,  weil  er  . . .   naja,   mit dem  griechischrömischen  Profil,  teils  Udo — teils Curd Jürgens   ....    (tiefer   Seufzer!)    Karl-Heinz   ist siebenund   . . .   zig,   glaubt   aber,   er   sähe   aus wie   sechsund . . . zig.   Sein   leichter,   aber gekonnter  S-Fehler   ist   keine  kabarettistische Masche,   sondern   echte,   unverfälschte   Naturbegabung.   Um   sie   der   Nachwelt   zu   erhalten, macht  er  viel  Synchron:   Karl-Heinz   könnte auch," wenn   er  wollte,   unter   Karajan   Beethovens  Klavierkonzerte  und  so  zum   Besten geben.   Da   er  die   aber  zu   wenig   lustig findet,   ist  ihm  Kabarett doch   lieber.  Sportlich ist er völlig inaktiv. Dafür ist sein Hund Boxer.

Lutz Stückrath  ist gelernter Schlosser,  Ehrenmitglied der Jungen  Pioniere und Antiquitätenliebhaber.   Er   besitzt   einen   Barocktisch   von 1928  für  300 Mark,   der   mindestens   40 Mark wert   ist.   Deshalb   hat  er  auch   noch   kein  Auto und   kann   in   den   wichtigsten   Dingen   des Lebens,  als  da sind,  welche Werkstatt muß man   mit  wieviel   schmieren,   um   neue   Scheinwerfer  zu   bekommen,   nicht   mitreden.   Er  eignet sich   hervorragend   zum   Mitnehmen   beim   Einkaufen.   Wenn   er   seine   große   Inkognito-Sonnenbrille   aufsetzt,   mit  der   er   erst   recht wie   Lutz   Stückrath   aussieht,   rückt  jede  Verkäuferin  sogar  im  tiefsten  Winter Schnittblumen   heraus.   Auf  der   Distel-Bühne  verwischt   er   spielend   den   Eindruck,   den   er   im „Kessel   Buntes"   leider  machen   muß.

Inge   Ristock    Daß  sie   richtiggehend   Dramaturgie  studiert  hat  und  trotzdem   Dramaturg in wurde — und  sogar  blieb,   macht  sie zu  einer der  originellsten   und   rätselhaftesten   Erscheinungen   unseres   kulturellen   Lebens.   Ihre   Aufgabe   als   Distel-Dramaturgin   ist  sowohl   eine jammervolle als auch eine doppelte.  Der erste Teil   ihrer  Aufgabe   besteht  darin,   4  Monate vor  der  Premiere   zu  jammern:   „Wir   kriegen das   Programm   nie  voll!"   Der   zweite  Teil   ihrer Aufgabe   besteht  darin,   2  Monate  vor  der Premiere   zu   jammern:   „Wir   haben  viel   zu  viel Texte I   Was   sollen   wir   bloß   rausschmeißen?" Um   sich   als   einzige   Frau   unter   den   ganzen Autorenmannen   behaupten   zu   können,   stärkt sie   ständig   ihr   Selbstbewußtsein   mit   der stolzen   Erinnerung   daran,   daß   einer   ihrer Vorfahren   anno   1741   auf  einem   Marktplatz   in Sachsen als Pferdedieb  gehängt wurde.  Auch mit   ihr   kann   man   Pferde   stehlen,   aber   noch lieber stiehlt sie die Zeit der Autoren,  indem sie   denen   deren  Texte   so   lange  erklärt,   bis sie   selber   nicht   mehr  wissen,   was   sie   da geschrieben   haben.

Joachim Wiemer   bearbeitet  das  Klavier,   die Noten  und alle  Gewerkschaftsangelegenheiten; er ist also der BGeller und „Kantor" des Distel-Hammerorchesters *)    mit   Werner Bahr   (g, fl),   Walter   lllinger   (b)   und   Herbert Clarus   (dr).
Die   Kabarettisten   sind   seit  Jahren   der  Ansicht,   die  Musik  sei  zu   laut.   Die  Musiker sind seit  Jahren   der  Ansicht,   die   Kabarettisten seien  zu   leise.   So  legen   beide  Seiten   ihren Standpunkt dar,  ohne daß die Leninsche Frage „Wer-wen"   bisher entschieden  werden  konnte. Wenn  man   ihm   ins  Handwerk  redet,  sagt er: „Kinder,  das versteht ihr  nicht,   Musik ist Mathematik." -Deshalb   muß   man   bei   ihm auch   mit  manchem   rechnen,   z. B.,  daß  ein Titel  von  Uve Schikora   klingt,  als  hätte  ihn Walter Kollo geschrieben. *)    (Druckfehler: heißt natürlich Kammerorchester)

Mehr Informationen
ArtikelnummerLitera 8 65 216
ProduktnameDie Distel - In Eigener Lache
Preis14,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretDie Distel
Name - TitelDie Distel - In Eigener Lache
LabelLitera
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1975
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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