De Plattfööt - PLATT FOR JU

De Plattfööt - PLATT FOR JU

DE ISENBAHNBOOMUPENDALDREIGER

MÖT´S DI NICH ARGERN

DISCO UP´N DÖRP

ICH SNACK PLATT

BLUES BI MI TU HUS

UNS OLLE MÖHL

FRU PÜTTELKOW UT HAGENOW

JOCHEN UN SIEN GORDEN

DE IERSTE KUSS

MIEN HERZING

LUD´N JAN UT DOBERAN

DE MEDIZIN

HÄM WI DAT AL VERGÄT´N

Peter Wilke und Klaus-Dietrich Lass sind zwei echte Warnemünder Jungen, die sich seit 1979 einer schönen Aufgabe verschrieben haben; nämlich in ihren Liedern und Songs die niederdeutsche Mundart zu pflegen. Eine Mundart, von der Kurt Tucholsky einmal sagte: „Das Plattdeutsche kann alles sein: zart und grob, humorvoll und herzlich, klar und nüchtern und vor allem, wenn man will, so herrlich besoffen ..."
Ihr Name entstand nicht etwa, weil sie plattfüßig daher schreiten, sondern weil sie das Platt zu Fuß über Land tragen wollen, damit es in und mit uns weiterlebt. Sie gehören zu einer Generation, die nicht mehr dieses lupenreine, von den Klassikern des Niederdeutschen vorgezeichnete Platt spricht. Aber das ist ihnen auch nicht so wichtig. „So wie uns der Schnabel gewachsen ist möchten wir unsere Ideen produzieren, man kann sich nämlich plattdeutsch viel direkter mitteilen als im Hochdeutschen!" Und wenn sie hier und da das Hoch und Platt ein bißchen vermengelieren.
so hoffen sie, dann auch von NichtMecklenburgern verstanden zu werden.
Die angeblich sturen Küstenbewohner sind jedenfalls hin und weg, wenn frühmorgens die „Platt-fööt" im Rundfunk erklingen. Kinder, Jugendliche, das Mittelalter, Oma, Opa — ja, sogar die Urahnen summen mit, wenn „Fru Püttelkow ut Hagenow" ihr Fett bekommt. Oder wenn „Disco up'n Dörp" ertönt. Mit ihren deftigen und unverblümten Texten und einer entsprechenden Musik nehmen sie die liebenswerten — aber auch überholungsbedürftigen Schwächen ihrer Mitmenschen aufs Korn. Da fühlt sich schon dieser und jener ertappt oder erkennt seinen Freund, seinen Nachbarn, zum Beispiel „Jochen un sien' Gorden".
Bestimmt waren sie nicht die einzigen, die eines guten Tages ungeduldig vor einer geschlossenen Bahnschranke warten mußten. Aber möglicherweise sind sie die einzigen, die sich davon derart inspirieren ließen, daß „De Isenbahnboom-upendaldreiger" entstand. Die Idee,
sich ein Programm folkloristischer Songs aufzubauen, ließ die beiden nicht mehr los. Damals gehörten sie noch zur Rostocker Gruppe „Exzen-tra", hatten vor ihrem Musikstudium Maschinenbau gelernt. Beim Interpretenwettbewerb 1982 in Karl-Marx-Stadt wurden sie mit einer Silber-Medaille bedacht
Autogramm wünsche und Post treffen mittlerweile nicht nur aus dem niederdeutschen Sprachraum (sprich die drei Nordbezirke der DDR) ein — nein, es schreiben auch Fans aus den südlichen Gefilden.
Für jedermann empfehlenswert ist jedenfalls das Motto, mit dem die „Plattfööt" in der Regel ihr Programm beginnen; „Möstdi nich argern, nett keinen Wiert, möst di blos wunnern, wat all passiert. Kort is dien Laben un lang büst du dood — Minsch, blos nich argern, nee, lachen deiht good!" (Mußt Dich nicht ärgern, hat keinen Wert mußt Dich bloß wundern, was alles passiert. Kurz ist Dein Leben und lang bist Du tot - Mensch, bloß nicht ärgern, nein lachen tut gut!)
Gertrud Hennl (1982)