Conrad Bauer
Conrad Bauer
CONRAD BAUER
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Conrad Bauer (tb) Kompositionen: Conrad Bauer
rec. 25., 26. und 27. 8. 1980 AMIGA-Studio, Berlin
Produktion: Jürgen Lahrtz
Musik- und Tonregie: Siegbert Schneider
Nach Conrad Bauers Solo-Auftritt beim 1980er New Jazz Festival in Moers schrieb ein international renommierter Jazz-Publizist, mit Conrad Bauer habe „ein weiterer großer europäischer Posaunist die Szene betreten, die mit Spielern wie Albert Mangelsdorff und Eje Thelin ohnehin reicher besetzt ist als ihr amerikanisches Gegenstück". Aber es hätte solchen prominenten Hinweises wohl kaum bedurft — das Jazz-Publikum unseres Landes weiß aus vielen Begegnungen mit Conrad Bauer, daß dieser seit einem runden Jahrzehnt zu den aktivsten und kreativsten Vertretern der zeitgenössischen Jazz-Szene gehört, als Posaunist, Komponist/Arrangeur, als Leiter verschiedener eigener Gruppen, die für die Entwicklung des Jazz in unserem Land Bedeutung gewannen.
Wie die meisten Jazz-Musiker hierzulande hat auch Bauer eine solide akademische Ausbildung genossen, er besuchte von 1964 bis 1968 die Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber" in Dresden, spielte danach zwei Jahre im Manfred-Ludwig-Sextett (einer Gründung von Manfred Schulze und Ernst-Ludwig Petrowsky), bis 1973 schließlich bei der Modern-Soul-Band (durch ihn und die gastweise Mitwirkung von Petrowsky damals stärker jazzorientiert). Bereits während dieser Zeit gründete Bauer seine erste eigene Gruppe EXIS, deren Experimente sich allerdings noch sehr im Amateurhaften bewegten. Als Mitglied des Petrowsky-Quartetts und der 1973 gegründeten Gruppe SYNOPSIS, die im gleichen Jahr einen durchschlagenden Erfolg auf dem Warschauer Festival (Jazz Jamboree) erzielte, erste Platten-Veröffentlichungen — Conrad Bauer rückt in die „erste Reihe" vor und gewinnt zunehmend Popularität. Bis dahin gewonnene Erfahrungen kamen Bauer zugute bei seiner folgenden, von 1974 bis 1977 bestehenden Gruppe FEZ. Mit FEZ erschien auf unserer Szene erstmals eine Gruppe mit professionellem Niveau, die über längere Zeit ausschließlich vom Jazz lebte, rasch an Profil gewann und auch im Ausland außerordentlich erfolgreich war (Wroclaw, Warschau, Bratislava). Die AMIGA-LP von 1978 hält fest, was die Gruppe musikalisch charakterisierte, eine frische Synthese von Tradition und Neuerertum, festen Strukturen und „freiem" Spiel, nicht ohne einen gewissen rockigen drive. Auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung löste sich die Gruppe auf, um nicht in Routine zu erstarren und einmal Erreichtes nur immer wieder zu reproduzieren. Bauer gründete danach ein neues Quartett, das heute als Trio besteht (mit dem jungen Gitarristen Uwe Kropinski und dem FEZ-Schlag-zeuger Peter Gröning). Doch sucht Bauer auch immer wieder die Begegnung mit anderen Musikern, hält die Verbindung zu früheren Partnern, gehört auch zur Stammbesetzung der Workshopband von Ulli Gumpert (die sich inzwischen auch auf einer AMIGA-LP vorstellte). Seit 1976 tritt Conrad Bauer zunehmend häufiger auch als Solist auf. Allein, mit eigener Gruppe, mit der Workshopband spielte Bauer in den letzten Jahren erfolgreich auch im Ausland.
Die vorliegende LP dokumentiert Bauers Solo-Konzept (als einen spezifischen Aspekt seiner allgemeinen musikalisch-ästhetischen Konzeption), und sie ist zugleich Ausweis und Beweis seiner in zehn Jahren hart erarbeiteten Virtuosität. Technische Souveränität hat Bauer stets als Voraussetzung, als Vorbedingung jeglichen Spiels betrachtet, sie ist nie Selbstzweck, wie sehr er auch seine Hörer damit faszinieren mag („Wenn man lange genug übt, kann man schließlich vieles ,aus dem Handgelenk' machen", meinte Bauer in „Jazz im Gespräch"). Technische Fertigkeiten wie Zirkular-Atmung (indem man durch die Nase einatmet und gleichzeitig die Luft ins Instrument preßt) und scheinbar mehrstimmiges Spiel (Blasen eines Tones und gleichzeitiges Mitsingen eines anderen), Überblastechniken, das Einbeziehen geräuschhafter Elemente und anderes hat Bauer virtuos entwickelt und kann es beliebig einsetzen. Die sechs Titel der Platte (etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen wären rein zufällig), die nicht thematisch strukturiert sind, mehr im Klanglichen als im Melodischen ihre Wirkung haben, sollen auch das zeigen: die ungemein reichen Möglichkeiten dieses häufig als schwerfällig bezeichneten Instruments, das Spektrum der Farben und Klänge. Bauer stößt uns mit der Nase darauf, wenn er, wie einem plötzlichen Einfall folgend, hier und da einen „normalen" Posaunenton aufklingen läßt. (Dabe muß betont werden: Bauer verwendete bei den Aufnahmen keine Hilfsmittel, kein playback, keine Verstärker oder Verzerrer, nicht einmal den üblichen Dämpfer! Alles ist sozusagen live! Aber die Demonstration technischer Virtuosität, so faszinierend sie ist, ist eben nur die eine Seite, wichtig scheint mir, wie es Conrad Bauer gelingt, hier seine künstlerische Individualität spielerisch zu realisieren, sich zu spielen, von sich durch das Spiel zu erzählen, nicht introvertiert— wozu Solo-Spiel verführen kann -sondern auf Kommunikation ausgehend, und mit einem großen Humor als freundlicher menschlicher Haltung.
Als Jazz-Musiker — auch wenn Bauer seine Musil lieber als „improvisierte Musik" bezeichnet wissen möchte — hat Conrad Bauer sein Profil geprägt und seinen Platz nicht nur (siehe oben in unsrer nationalen Jazz-Szene gefunden. Auch diese Platte beweist es — möge sie viele Freunde finden und vielen Freude machen.
Martin Linzer (1981)
Artikelnummer | Amiga 8 55 783 |
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Produktname | Conrad Bauer |
Preis | 14,90 € |
Lieferzeit | Im Schallplattenladen Stralsund |
Interpret | Conrad Bauer |
Name - Titel | Conrad Bauer |
Label | AMIGA |
Medientyp | LP / Vinyl 12" |
Vinylgewicht pro Schallplatte | 140 gramm |
Anzahl der Platten | 1 |
Beilagen | Keine |
Release-Datum | 1981 |
Allgemeiner Plattenzustand | Gebraucht |
Zustand Tonträger | Very Good + (Sehr gut) |
Zustand Cover | Very Good + (Sehr gut) |
Plattenreinigung | Reinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio) |