Comedian Harmonists

Comedian Harmonists

Ein Freund, Ein Guter Freund

Wochenend Und Sonnenschein

Liebling, Mein Herz Läßt Dich Grüßen

Mein Lieber Schatz, Bist Du Aus Spanien

Gitarren Spielt Auf

Perpetuum Mobile

Veronika, Der Lenz Ist Da

Marie, Marie

Schöne Lisa

Hof-Serenade

Hein Spielt Abends So Schön Auf Dem Schifferklavier

Ich Hab Für Dich ´nen Bluementopf Bestellt

Es begann mit einer Annonce im Berliner Lokalanzeiger, kurz nach Weihnachten, im Jahre 1927: „Achtung, selten! Tenor, Baß (Berufssänger, nicht über 25), sehr musikalisch, schön klingende Stimmen, für einzig dastehendes Ensemble gesucht."
Auftraggeber der Annonce war Harry Frommermann, hochmusikalischer Schauspiel-Eleve bei Piscator an der Volksbühne. In seiner kümmerlichen Mansardenwohnung lagen elf Partituren, die er für eine noch nicht existierende Gesangsgruppe niedergeschrieben hatte. Siebzig Bewerber kamen zum Vorsingen. Einer war geeignet: Robert Biberti, Bassist im Chor der Charell-Revue. Ihn fesselte an Frommermanns Vorhaben das Stichwort REVEL-LERS. Und beide waren sich einig: Die Leistungen der amerikanischen Gesangsgruppe, deren Schallplatten von 1925 an in Europa Aufsehen erregten, sind bewundernswert. Ihre technische Perfektion grenzt ans Artistische. Doch was dem deutschen Hörer fehlt, ist die Wärme, die Verbindlichkeit, das volkstümliche Element in ihrem Vortrag. Und darin sollte sich die neu zu gründende Gesangsgruppe von ihrem Vorbild, den REVELLERS, unterscheiden. Anfang 1928 war das Ensemble vollzählig: Aus dem Chor der Charell-Revue kamem der Bulgare Ari Leschnikow als erster Tenor und der Pole Roman Cycowski als Bariton. Der zweite Tenor, Erich A. Collin, gehörte einer Operettengruppe an. Mit Robert Biberti, Baß, und Harry Frommermann, Tenor-Buffo, waren es fünf. Frisch von der Musikakademie kam Nummer 6: Erwin Bootz, ein in allen Genres der Musik versierter Pianist. (Neben Frommermann schrieb er die meisten Arrangements dieser LP!) Der Wille, Großes zu vollbringen, gepaart mit musikalischer Anpassungsfähigkeit, eiserner Disziplin und harter Probenarbeit, ließ alle sechs über sich selbst hinauswachsen. Was der einzelne kaum zu erträumen wagte, erreichten sie als Kollektiv: hohe künstlerische Meisterschaft, Anerkennung
durch breiteste Publikumsschichten, Weltruhm. Wo immer die COMEDIAN HARMONISTS später anstimmten „Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Schönste, was es gibt auf der Welt", in jedem Ton schwang die Überzeugungskraft mit, die aus eigenem Erleben geboren ist. Die Kraft der Gemeinschaft ließ die MELODIE MAKERS - so nannte man sich anfangs - auch erste Rückschläge und Mißerfolge überwinden. Um sie zu überwinden, hieß es: Weitermachen, besser werden! Und es zahlte sich aus. Am 5. September 1928 gaben die 6 als COMEDIAN HARMONISTS in der Charell-Revue „Casanova" ihr Debüt. Als böhmische und als venezianische Musikanten gekleidet, standen sie, gefeierte Partner, neben Michael Bohnen und La Jana auf der Bühne des Großen Schauspielhauses. Unentwegt an ihrer Vervollkommnung arbeitend, wurden die COMEDIAN HARMONISTS bald zum Kassenmagnet aller renommierten Variete-Theater. 1928 und 1929 traten sie im Großen Schauspielhaus, im „Kabarett der Komiker und in der „Scala" in Berlin sowie im Hansa-Theater in Hamburg auf.
1930: Abendfüllende Programme in eigener Regie, zwischendurch Schallplattenaufnahmen; 1931: Konzerte in der Berliner Philharmonie; 1931 bis 1935: Gastspielreisen durch ganz Europa, Funk- und Schallplattenkonzerte. Wer kennt all die Stationen ihrer Triumphe, wer vermag sie aufzuzählen ...
Selbst als wohlhabende und gefeierte Künstler achteten die COMEDIAN HARMONISTS darauf, ständig ihr Repertoire zu bereichern. Und der Reiz des Neuen lockte unzählige Besucher in ihre Konzerte.
Was die COMEDIAN HARMONISTS mit scheinbar faszinierender Mühelosigkeit vortrugen, bewegt sich durchweg im Rahmen des Geschmackvollen. Es gab keine Konzessionen an die weitverbreiteten Frivolitäten der Schlager der 20er Jahre.
„In den Konzerten der COMEDIAN HARMONISTS wird jede Altersstufe - von 17 bis 70 - Freude und Erbauung finden", urteilten die Besucher.
Unter den Darbietungen der COMEDIAN HARMONISTS fin-     ■ den sich gekonnte Bearbeitungen virtuoser Instrumentalmusik - z. B. das „Perpetuum mobile" von Johann Strauß; sie präsentierten Tanzmusikerfolge, Evergreens, und sie sangen Volkslieder.
Wenn sie sich der Mittel der musikalischen Satire bedienten - wie in der „Hof-Serenade" - dann in einer allgemeinverständlichen und geschmackbildenden Art und Weise. Diese LP bestätigt, daß die COMEDIAN HARMONISTS Texte und Melodien bevorzugten, in denen sich die Welt der einfachen Menschen widerspiegelt: „Wochenend und Sonnenschein", „Ein Freund, ein guter Freund", „Veronika, der Lenz ist da", „Hein spielt abends so schön auf dem Schifferklavier", „Liebling, mein Herz läßt dich grüßen". Aus dem „Blumentopp" - den von Erwin Bootz vertonten Versen von Gerd Karlick, dem dichtenden Sohn seiner Berliner Wirtin: „Ich hab für dich 'nen Blumentopp, 'nen Blumentopp bestellt und hoff', daß dir der Blumentopp, der Blumentopp jefällt; es ist der schönste Blumentopp, der schönste auf der Welt, drum jieß mir meinen Blumentopp, daß er sich länger hält" - machten die COMEDIAN HARMONISTS sogar einen Weltschlager.
Verbote der Faschisten vermochten der gemeinsamen Tätigkeit des Ensembles zwar ein Ende zu setzen, doch es gelang nicht, die Stimmen und das Repertoire der COMEDIAN HARMONISTS vergessen zu machen. Und es ist heute noch ein ästhetisches Vergnügen, ihnen zuzuhören, sich an der Brillanz ihrer Stimmgebung, an der artistischen Perfektion ihrer Darbietungen zu erfreuen.
H. P. Hofmann (1971)