California Jubilee Singers

California Jubilee Singers

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California Jubilee Singers
Henry Morton, Tenor
Robert McFerrin, Bariton
Thomas Woodson, Bariton
Steve Galloway, Bass
William Carter am Flügel

Mitschnitt einer öffentlichen Veranstaltung im Hygiene-Museum Dresden am 30. September 1964

Joshua Fit The Battle Of Jericho
Dere's A Balm In Gilead
Certainly Lord
Ride On, King Jesus
His Name So Sweet
My God Is So High
Swing Low, Sweet Chariot
Hold De Light (Traditional)
Ole Ark's A-Moverin'
Poor Man Lazarus
Every Time I Feel The Spirit
Keep A Inchin Along
Get On Board
Amen
I Got To Lie Down
Old Man River (Kern/Hammerstein)
I Got Plenty O' Nuttin' (Gershwin/Heyward-I. Gershwin)
Let The Hebin Light Shine On Me
Climbin' Up The Mountain
River Chant
Dem Bones
Rock My Soul
Little David


Seit der Aufhebung der Sklaverei in den USA sind einhundert Jahre verstrichen,  doch  noch  immer leben  18 Millionen amerikanische  Neger als zweitrangige  Menschen  im  Schatten  der Rassendiskriminierung.  Es bedurfte fast eines Jahrhunderts, bevor -die  Negerbevölkerung vom bloßen Warten, Glauben und Hoffen auf Befreiung den Weg zum eigenen Handeln,  zur aktiven  und demonstrativen  Massenbewegung auf der „Straße zur Freiheit" fand.  Ist auch  die ältere  Generation  noch vielfach  in der von den Weißen  praktizierten „Onkel-Tom-Erziehung" des tatenlosen  Duldens  und Abwartens verhaftet, so ist das junge schwarze Amerika des ewigen Wartens müde geworden, es fordert: „Freiheit jetzt!" —
Es ist kein Zufall, daß an der Spitze der machtvoll gewachsenen Freiheitsbewegung mit Dr.  Martin  Luther King ein  kirchlicher Würdenträger steht,  stellt doch  gerade die enge  Religionsgemeinschaft der nordamerikanischen  Neger seit Anbeginn den Keim des Freiheitsgedankens dar. Die einstigen Sklavengesetze der Süd-Staaten verboten den Negern jegliche Versammlungen außerhalb der Kirche bzw. des Gottesdienstes.   Die  Sklavenhalter  vermeinten,  daß  ihnen  von  einer Gottesgemeinde keine Gefahr drohe,  im Gegenteil, wurden doch gerade hier die Worte „gehorche dem Herrn" gelehrt. So ergaben Sklaven peitsche und Bibel - nach  Meinung der weißen Herren die rechte Mischung, um die Sklaven willenlos Untertan zu machen. Doch gerade die Bibelworte riefen das Gegenteil hervor, vor allem jene,  die  von  jenem  verheißungsvollen  Jenseits  kündeten,  wo  alle Menschen gleich  sind.  Das unkomplizierte Denken  der Sklaven  über-trug die Vorgänge der Bibel auf das persönliche Augenblickserleben im Alltag, der einzelne identifizierte sein eigenes Leid  mit den  Leiden Christi, die Bibel wurde zum Handbuch des Sehnens nach Erlösung, nach  Freiheit. So entwickelte sich die Religionsgemeinde, zu der alle Sklaven gehörten, zum Hort des revolutionären Denkens der Unterdrückten, in dessen  Mittelpunkt die Persönlichkeit des Predigers stand. Auf diese Weise verschmolzen weltliches und religiöses Leben der Neger Nordamerikas zu einem untrennbaren Ganzen und es erscheint, von dieser wesentlichen Tatsache ausgehend, völlig logisch, daß in den amerikanischen  Negerkirchen nicht nur von Gott, sondern auch vom gegenwärtigen Leid der Brüder und Schwestern, von den Grausamkeiten der Weißen und von den vielfältigen Möglichkeiten und Methoden im Ringen um Gleichberechtigung gesprochen wird. Unter diesem Aspekt muß man auch das religiöse Liedgut betrachten, die vorrangig in der Sklaverei entstandenen „Spirituals" und die in neuerer Zeit gereiften, modernen, sich ständig mehrenden „Gospels". Die oftmals in symbolhafter Bildersprache gehaltenen Texte führen zwar in die biblische Vorstellungswelt, doch besitzen sie für den Neger eine rein weltliche Alltagsbedeutung. So bezieht sich z. B. der biblische „tiefe  Fluß", der „Deep River", hinter dem das geheiligte Land verborgen liegt, direkt auf den Mississippi und den Ozean, denn sie waren die natürlichen Hindernisse- zum geheiligten Land, der Freiheit. Oder die Spiritual-Worte „Swing Low, Sweet Chariot" - „komm hernieder, süßer Wagen". Sie beziehen sich auf den außerhalb der Sklavenfarm frei dahinfahrenden Pferdewagen, der für den Sklaven zum Symbol der Freiheit wird, zur Figur des herunterschwebenden Engels, der ihn in das „gelobte" Land - in die Freiheit - mitnehmen möge. Mit dem Aufkommen der Eisenbahn, deren Schienenstränge verheißungsvoll nach Norden führten, also hinweg vom Sklavenhalter-Süden, gesellte sich zum „Sweet Chariot" der gen Himmel dampfende „Gospel Train" (Get On Board), in dem es keine verschiedenen Klassen gibt, sondern alle Rassen und Hautfarben in einem Abteil vereint sind. Diese Beispiele stehen für ungezählte,  sie charakterisieren die Absicht,  den tiefen  weltlichen  Sinn und Gehalt des „Negro Spiritual".
Die  Interpretation  des  Spirituals  bewegt sich   im  Prinzip  in  zweierlei Richtung: der urwüchsig-volkstümlichen und der künstlerisch-konzertanten. Erstere ist die meistverbreitete und vor allem  im Gottesdienst unmittelbar angesiedelte.  Rhythmisch  pulsierender,  ungeschliffener Gesang, Händeklatschen, Füßestampfen,  bezwingend-erregender Sprech-Gesang des Predigers, Tambourins, Klavierrhythmen im Boogie- und Jump-Stil, tiefe Wahrhaftigkeit im psychisch-physischen Augenblickserleben und -empfinden jedes einzelnen verschmelzen zum inbrünstigen, kraftvollen Erlebnis   menschlicher  Gemeinschaft  und  Gemeinsamkeit. Diese Gottesdienste  künden vom  unbezwingbaren  Lebensmut und Zukunftswillen eines jahrhundertelang gedemütigten Volkes, das sich von seinem Weg zur Freiheit nicht mehr verdrängen läßt. Die zweite Interpretationsart, die  künstlerisch-konzertante, geht auf die sogen. Spiritual-Renaissance   nach   Beendigung   des   amerikanischen Bürgerkrieges im vorigen Jahrhundert zurück. Speziell  mit dieser Vortragsart -man spricht auch von der „europäisierten" - verbindet der Europäer seine Vorstellung vom  Negro-Spiritual.  Es waren die berühmten „Fisk  Jubilee Singers",  der erste  amerikanische   Neger-Chor, die  das europäische Konzertpublikum erstmals mit Spirituals  begeisterten. Nach ihrem Vorbild entstanden in Amerika und später auch in Europa Chöre  und  kleinere Gesangsgruppen,  in erster Linie Quartette  nach klassischem  Muster. Am  Ende dieser Entwicklung  steht der Spiritual- j Solist, für dessen  künstlerischen  Maßstab der Name  Paul  Robeson zum Weltbegriff wurde.
Die auf dieser Platte unter dem Namen „California Jubilee Singers" vereinten  Künstler pflegen  seit Jahren  in  ihrer Heimatstadt Los Angeles den konzertanten Spiritual, auch als Solisten. Das Quartett     formierte  sich  allerdings  lediglich  für die von  September bis Dezember 1964 währende Europa-Tournee, die für fünf Tage auch die] DDR berührte. Dabei lernten wir mit dem Bariton Robert Mc Ferrin einen der bedeutendsten  Sänger Amerikas  kennen, dessen Stimme     I auch diesen Aufnahmen ihren besonderen Glanz verleiht. Er gehört zu den wenigen Negern, die auf Grund ihres Talentes eine Ausbildung am  Institut der Metropolitan-Oper erhielten,  auf deren  Bühnen er 1955 in der Rolle des Amonasro in Verdis „Aida" sein Debüt gab. Zu seinen weiteren Erfolgen zählen u. a. die Darstellung des Rigoletto und die Rolle des Valentin in der Oper „Margarete", ferner ausgedehnte Welt-Tourneen  sowie Verpflichtungen als Gastdozent an die finnische Sibelius-Akademie und an die  kanadische  Nelson-Hochschule, eine    ; " Solisten-Verpflichtung an das Hollywood-Bowl-Orchester und vor aller» die hervorragende Gestaltung der Gesangspartie des Porgy in dem amerikanischen Film-Welterfolg „Porgy and Bess". Das vielumjubelte DDR-Gastspiel  der „California Jubilee Singers",  die das  „andere" Amerika   repräsentierten, bleibt  mit  dieser  Schallplatte  dankenswerterweise lebendig.        
Karlheinz Drechsel

Mehr Informationen
ArtikelnummerAmiga 8 50 045
ProduktnameCalifornia Jubilee Singers
Preis9,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretCalifornia Jubilee Singers
Name - TitelCalifornia Jubilee Singers
LabelAMIGA
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte180 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1965
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good (Gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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