Buch Suleika - Aus "West-Östlicher Divan"

Buch Suleika - Aus "West-Östlicher Divan"

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Johann Wolfgang von Goethe - Buch Suleika aus »West-Ostlicher Divan«
GESPROCHEN VON MARIA BECKER UND WILL     QUADFLEG
7 60 015
Goethe hat während seines gesamten Lebens die Kulturen anderer Völker studiert- und sich anzueignen gesucht. Auf seinen Reisen erfaßte er alles, was er sah und erforschte, in einer Totalität, die noch heute den Leser seiner Berichte über Italien, die Schweiz, über Böhmen und Frankreich mit Bewunderung erfüllt. Länder und Erdteile, die ihm nicht durch eigene Anschauung zugänglich werden konnten, suchte Goethe durch Lektüre, erkennendes Erfassen und vorstellende Phantasie dem eigenen Wesen, den Sinnen und dem Begreifen näherzurücken. In der Periode der Französischen Revolution, als eine ihrer Auswirkungen und Folgen, begann ein Prozeß der Annäherung der europäischen Völker sich durchzusetzen: Sie wurden näher miteinander bekannt und vertraut; der Austausch auf allen Gebieten des Lebens zwischen ihnen verstärkte sich. Goethe, der diesen Prozeß von sich aus in vielfältiger Form beschleunigen half, prägte für den ihm eigenen tätig-schöpferischen Bereich den Begriff der Weltliteratur.
Auch die fernliegenden Länder und Kontinente wurden auf diese Weise dem Verständnis nähergerückt. Mit der Kultur des Ostens beschäftigte sich Goethe bereits in Straßburg (1770/71). Johann Gottfried Herder hatte seinen Sinn für Schönheit und Wert der Volksdichtung geweckt. Herder, der nach den Ursprüngen der alten Kulturen der Juden, Araber und Perser forschte, schrieb in seinen Werken über ihren geschichtlichen Werdegang, las Dichtungen des Hafis, übersetzte Verse des Saadi und beschäftigte sich mit indischer und chinesischer Literatur. Von dieser Zeit an war Goethe an Arbeiten der Orientalisten interessiert, übersetzte er selbst orientalische Dichtung, las er zahlreiche Reisebeschreibungen über Asien und den fernen Osten in deutscher, französischer, italienischer, englischer und lateinischer Sprache.
Erneut wurde die Aufmerksamkeit auf die orientalische Poesie gelenkt, als Josef von Hommer-Purgstall 1812-1813 den „Divan" des persischen Dichters Hafis ins Deutsche übertrug. (Divan ist ein persisches Wort und heißt „Versammlung", „Sammlung", insbesondere „Liedersammlung".) Goethe lernte Hammers Übersetzung im Juni 1814 kennen und wurde tief von der Schönheit und Lebenswahrheit  der Dichtung Hafis" ergriffen.     ich mußte   mich   dagegen produktiv verhalten, weil ich sonst vor der mächtigen Erscheinung nicht hätte bestehen können" (Annalen, 1815). Goethe begann mit der Niederschrift seiner west-östlichen Liodarsammlung, der er zunächst den Titel gab: „Versammlung deutscher Gedichte mit stetem Bezug auf den "Divan"  das persischen Sängers Mahomed Schemteddin Hafis". Das erste Divan-Gedicht, das am 21. Juni 1814 entstand,   heißt  „Erschaffen   und   Beleben".
Die Arbeit am „Divan" wurde auch nicht unterbrochen, als Goethe am 25. Juli 1814 seine Reise in die von Napoleons Armeen nunmehr freien Rhein- und Maingegenden antrat. Neben seinem Sitz in der Reisekalesche lag Hammers Hafis-Übersetzung. Viele Handschriften, die von Goethes Werk erhalten sind, tragen die Daten der Reise. Zunächst besuchte Goethe die Heimat, seine Geburtsstadt Frankfurt. Am 4. August vermerkt das Tagebuch eine Zusammenkunft mit dem Frankfurter Bankier und Kunstfreund Johann Jakob von Willemer und der mit ihm lebenden früheren Tänzerin und Schauspielerin Marianne Jung. Goethe nimmt am Sankt-Rochus-Fest in Bingen teil, reist am Rhein und Main, besucht Wiesbaden, Rüdesheim und wiederum Frankfurt. Am 15. September weilt er zum ersten Mal auf der Gerbermühle, dem Landsitz der Familie Willemer, zwischen Frankfurt und Offenbach gelegen. Vom 24. September bis 8. Oktober besichtigt Goethe in Heidelberg die Kunstsammlung der Brüder Boisseree. In diesen Tagen, am 27. September 1814, heiraten — nach kurzfristiger Vereinbarung — Willemer und die dreißigjährige Marianne. In diesen Wochen im August, September und Oktober 1814 werden Goethe und Marianne von der „glühenden Leidenschaft" erfaßt, die im Buch Suleika ihren Ausdruck fand. Ende Oktober 1814 kehrte Goethe nach Weimar zurück. Die Arbeit am „Divan" wurde fortgesetzt. Vom Mai bis Oktober 1815 wiederholte Goethe seine Besuche am Rhein und Main. Er weilte auf der Gerbermühle, in Frankfurt und in Heidelberg. Im September 1815 entsteht das „Gingobiloba"-Gedicht. Hafis' Dichtung wurde eine Quelle des geheimen Einverständnisses zwischen Goethe und Marianne. Die Mehrzahl der Gedichte des Buchs Suleika entstand in diesen Wochen und, wie sich später erwies, nicht nur von Goethes Hand. Marianne von Willemer, die in früheren Jahren manches Gedicht (ohne künstlerischen Wert) geschrieben hatte, entfaltete, gedrängt von ihren Empfindungen und in der Nähe des großen Dichters, ihr Talent und wurde selbst zur Dichterin. Ihre Verse, von Goethe vollendet, gingen in das Werk ein. Am 26. September 1815 nahm Goethe von Marianne von Willemer Abschied; sie sollten sich niemals Wiedersehen.
In einer Ankündigung seines Werkes (1816) erklärte Goethe: „Das Buch Suleika, leidenschaftliche Gedichte enthaltend, unterscheidet sich vom Buch der Liebe dadurch, daß sie Geliebte genannt ist. daß sie mit einem entschiedenen  Charakter  erscheint,  Ja  persönlich  als  Dichterin auftritt und In froher lugend mit dem Dichter, der sein Alter nicht verleugnet, an glühender Leidenschaft zu wetteifern scheint. Die Gegend, worin dieses Duodrama spielt, ist ganz persisch. Auch hier dringt sich manchmal eine geistige Bedeutung auf, und der Schleier irdischer Liebe   scheint   höhere   Verhältnisse   zu   verhüllen."
1819 wird der „West-Östliche Divan" abgeschlossen und erscheint bei Cotta in Stuttgart. In den Noten und Abhandlungen, die Goethe dem Werk beifügte, heißt es: „Buch Suleika. Dieses, ohnehin das stärkste der ganzen Sammlung, möchte wohl für abgeschlossen anzusehen sein. Der Hauch und Geist einer Leidenschaft, der durch das Ganze weht, kehrt nicht leicht wieder zurück, wenigstens ist dessen Rückkehr wie die eines guten Weinjahres in Hoffnung und Demut zu erwarten, über das Betragen des westlichen Dichters aber in diesem Buche dürfen wir einige Betrachtungen anstellen. Nach dem Beispiele mancher östlichen Vorgänger hält er sich entfernt vom Sultan. Als genügsamer Derwisch darf er sich sogar dem Fürsten vergleichen; denn der gründliche Bettler soll eine Art von König sein. Armut gibt Verwegenheit. Irdische Güter und ihren Wert nicht anzuerkennen, nichts oder wenig davon zu verlangen, ist sein Entschluß, der das sorgloseste Behagen erzeugt. Statt einen angstvollen Besitz zu suchen, verschenkt er in Gedanken Länder und Schätze und spottet über den, der sie wirklich besaß und verlor. Eigentlich aber hat sich unser Dichter zu einer freiwilligen Armut bekannt, um desto stolzer aufzutreten, daß es ein Mädchen gebe, die ihm deswegen doch hold und gewärtig ist. Aber noch eines größeren Mangels rühmt er sich: ihm entwich die Jugend; sein Alter, seine grauen Haare schmückt er mit der Liebe Suleikas, nicht geckenhaft zudringlich, nein, ihrer Gegenliebe gewiß. Sie, die Geistreiche, weiß den Geist zu schätzen, der die Jugend früh zeitigt   und   das   Alter  verjüngt."
Der Austausch von Briefen und Gedichten zwischen Goethe und Marianne von Willemer dauerte bis an sein Lebensende. Die Zeitgenossen ahnten nicht, welchen Anteil sie am „West-Östlichen Divan" genommen hatte. Erst im Jahre 1856 erfuhr der Literaturwissenschaftler Hermann Grimm von Marianne von Willemer - sie starb 1860 -, daß sie das Urbild der Suleika war. Aus ihren eigenen und Goethes Handschriften konnte er die Bestätigung dessen entnehmen. Dennoch - trotz dieses Anteils unmittelbarer und starker persönlicher Erlebnisse am „West-Östlichen Divan" ist Goethe nicht Hatem und Marianne nicht Suleika. Der Dichter erhöht und verändert, verleiht seinem Work, wie es in der Ankündigung heißt, die „geistige Bedeutung"
Siegfried  Seidel

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ArtikelnummerEterna 7 60 015
ProduktnameBuch Suleika - Aus "West-Östlicher Divan"
Preis19,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretMaria Becker & Will Quadflieg
Name - TitelBuch Suleika - Aus "West-Östlicher Divan"
LabelAndere
MedientypLP / Vinyl 10"
Vinylgewicht pro Schallplatte80 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1962
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)

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