Barbra Streisand´s Große Erfolge

Barbra Streisand´s Große Erfolge

Love Theme From 'A Star is Born'

Love Theme From 'Eyes of Laura Mars'

My Heart Belongs to Me

Songbird

You Don´t Bring Me Flowers

The Way We Were

Sweet Inspiration-Where You Lead

All in Love is Fair

Superman

Stoney End

Die amerikanische Sängerin, Filmschauspielerin und Musicaldarstellerin Barbra Streisand hat aus ihrem Geburtsjahr nie ein Geheimnis gemacht: Im New Yorker Vorort Brooklyn wurde sie am 24. April 1942 geboren. In ärmlichen Verhältnissen wuchs sie auf. Mit ihrer Mutter wohnte sie in einem großen nüchternen Mietshaus. Kurz nach dem ersten Geburtstag von Joan Barbara starb der Vater, ein Grundschullehrer jüdischer Herkunft. Die Mutter kränkelte oft und half stundenweise in einem Büro, um zusätzlich ein paar Dollar zu verdienen. Es war für sie nicht leicht, mit ihrer Tochter den bescheidenen Haushalt über die Runden des harten Alltags zu bringen.
Barbara wollte zum Theater. Ihr Wunsch war es, als Tragödin auf der Bühne zu agieren. Um den Brettern, die die Welt bedeuten, ein wenig näher zu kommen, arbeitete sie in einem Theater als Scheuer-, Putz- und Toilettenfrau, sparte Geld und nahm Schauspielunterricht. Bei einem Amateurwettbewerb wurden junge Talente gesucht. Als Angelina Scarangella hatte Barbara Streisand Erfolg und wurde in das Keller-Kabarett „Bon Soire" im New Yorker Studenten- und Künstlerviertel Greenwich Village verpflichtet. Ihre Bühnengarderobe hatte sie für reichlich sechs Dollar erstanden: Ein Kleid in schwarz, einen persischen Schal, dazu Schuhe mit Silberschnallen. Ein paar Hörer wollten lachen, als die kesse Göhre das Podium betrat, aber als Barbra (sie hatte das zweite „a" ihres Vornamens gestrichen) zu singen begann, horchte man fasziniert auf. Alle begriffen spontan: Ein Naturtalent sang vor ihnen!
Als sich Anfang der sechziger Jahre mehr als einhundert Schauspielerinnen um eine kleine Rolle in Harold Romes Musical „Das kann ich dir en gros einkaufen" bewarben, zögerte Kapellmeister Herbert Ross nicht lange und wählte dafür Barbra Streisand. Es war ein guter Griff, denn die zwanzigjährige Debütantin wurde mit einem Sonderpreis für die beste Verkörperung einer Randfigur ausgezeichnet. Als „Miss Marmelstein" hatte Barbra nur einen Song vorzutragen, aber der schlug ein. Das Stück lief über neun Monate. Barbra Streisand hatte ihren künstlerischen Durchbruch erreicht. Als Isabel Lennart und Roy Stark die Hauptdarstellerin für ihre Einstudierung" von Jule Stynes Musical „Funny Girl" suchten, entschieden sie sich für Barbra Streisand. Die Vorbereitungen liefen mit der üblichen Theaterhektik, und noch während der Proben mußte der zweite Akt weitgehend neu geschrieben werden. Im Grunde rettete allein die Streisand das routiniert gebastelte Stück, das nach seiner Uraufführung am 26. März 1964 die stolze Zahl von 492 Vorstellungen erreichte. In London schlossen sich über 300 Wiederholungen an. Ein Kritiker urteilte 1965 über den neuen Spitzenstar: „Die Streisand tanzte, clownte, spielte und sang so hinreißend, daß Jule Styne sagte, sie mache jeden Song zu einem gut geschriebenen Drama in drei Akten, das in drei Minuten abrolle." Als Verfilmung erreichte diese musikalische Komödie einen ebenso großen Erfolg wie als Bühnenstück. Die Original-Filmmusik wurde auf Amiga 8 45 083 veröffentlicht. Im Jahre 1969 erschien „Hello Dolly" als Film und fand weltweiten Widerhall.
Die Streisand weiß, daß sie nicht den Typ einer Broadway-Schönheit verkörpert, aber sie weiß auch ganz genau, daß sie (zitiert nach ihren eigenen Worten) „ein einziger großer Klumpen Talent" ist. Sie kennt die Gefahrenpunkte von Klischee, Routine und Selbstzufriedenheit. Darum kommt bei ihr künstlerisch noch immer etwas hinzu: An Intensität des Ausdrucks, an stimmlichen Zwischentönen, an differenzierter Sprachbehandlung, an geistiger Ausstrahlung und an einem alles überstrahlenden Charme. Barbra Streisand singt jazzig-swingend, sie phrasiert ihre Lieder wie Jazzsongs, sie beherrscht Soul- und Gospelintonationen und kann sich darum wagen, auch rockige Titel von Carole King, Laura Nyro und Neil Diamond zu gestalten. Die Beispiele unserer Auswahl (durchweg in den siebziger Jahren entstanden) beweisen es eindringlich. Sie selbst meinte einmal: „Viele Rocksänger haben eine Begabung, die mir fehlt, sie schreiben sich ihr eigenes Repertoire." Damit bewies die Streisand, daß sie nicht nur eine kluge, sondern auch eine selbstkritische Frau ist Die schlank geführte, eigenwillig timbrierte Stimme der Streisand ist nicht groß, verfügt aber über eine Fülle farblicher Nuancen und wird technisch so überlegen eingesetzt, daß alle nur erdenklichen dynamischen Schattierungen ganz einfach stimmen. Darum konnte es Barbra Streisand wagen, im Jahre 1976 eine Schallplatte mit klassischen Liedern von Robert Schumann, Hugo Wolf und Claude Debussy aufzunehmen. Damit wurde zwar (zum Beispiel mit Schumanns „Mondnacht") ein umstrittener Grenzbereich betreten, insgesamt bestätigte aber diese LP die ohnehin bekannte Tatsache, daß die Streisand zu den vielseitigsten Sängerinnen unserer Gegenwart gehört. Der kanadische Pianist Glenn Gould bekannte: „Für mich ist die Stimme der Streisand eines der Naturwunder unserer Zeit, ein Instrument von unendlicher Vielfalt und Klangqualität."
Gottfried Schmiedel (1981)