Ballhausorchester Kurt Beyer, Die Unentwegten, Die Kolibris & Die Dominos - So tanzte man in Alt-Berlin

Ballhausorchester Kurt Beyer, Die Unentwegten, Die Kolibris & Die Dominos - So tanzte man in Alt-Berlin

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Ballhausorchester Kurt Beyer, Die Unentwegten, Die Kolibris & Die Dominos - So tanzte man in Alt-Berlin

Komm, Karlineken, komm

Ach, Isabella, du bist mein Ideal

Kutschke-Polka

Puppchen, du bist mein Augenstern

Das Band zerrissen-Schwiegermutter leuchte mal

O Susanna-Hochzeit machen das ist wunderschön

Wenn der Vater mit dem Sohne..

In Grunewald ist Holzauktion

Bolle reiste jüngst zu Pfingsten-Freu dich Fritzchen

Wir sind die Sänger von Finsterwalde

Ist denn kein Stuhl für meine Hulda

Siehste woll, da kimmt er

In Rixdorf ist Musike-Denkst denn, du Berliner Pflanze

Lampenputzer ist mein Vater

Wohlbekannt sind sicher alle Melodien, die unsere Langspielplatte enthält Aber nur die wenigsten werden um das Schicksal der einzelnen Weisen und um ihre Quellen wissen. Verfolgt man ihren Ursprung, so versteht man allerdings, warum sie sich über Jahrzehnte hinweg *)          in so einzigartiger Weise frisch erhalten
haben. Greifen wir gleich das erste Stück heraus. .Komm, Karlineken, komm" erschien erstmalig als Volksmarsch mit Gesang im Jahre 1888. Der Hamburger Komponist Emil Ascher gab es Im Selbstverlag als sein op. 97 heraus. Damals hieß es Im Trioteil noch .Komm, Karline, komm, Karline, komm, wir gehn nach Hamburg, da Ist es wunderschön". In den nächsten Jahren verbreitete sich dieses Stück, das bald Marsch-, bald Polka-Charakter annahm, In vielen Gegenden Deutschlands, und es entstanden eine Reihe neuer Textversionen. Die uns heute geläufige ist schließlich das Produkt des Volksmundes, der die verschiedensten von professionellen Literaten und Coupletdichtern geschaffenen Versionen umformte. Das Endergebnis ist ein am Gassenhauer orientierter Text in dem sich besonders die Schlagfertigkeit des Berliners widerspiegelt. Anonym gebliebene Menschen aus den arbeitenden Kreisen haben also letztlich den Text geschaffen,
Die Musik verfaßte ein uns namentlich bekannter Komponist. Seine Melodie erhielt deshalb so große Durchschlagskraft weil sie die damals aus dem Volkstanz hervorgegangenen Tanzrhythmen wie die Polka und den Rheinländer mit schlagfertigen gassenhauerartigen Intonations Wendungen verknüpft, die durch das Aufblühen des Couplets allerorten bekannt waren. Sie stellt eine gelungene Synthese echt volkstümlicher Elemente aus der leichten Musik jener Zeit dar. Besonders das Berlin vor und nach der Jahrhundertwende war der Ort in dem Stücke dieses Typs groß wurden. Berlin war zur größten Stadt in Deutschland herangewachsen. Jährlich vergrößerte sich die Zahl seiner Einwohner beträchtlich; die meisten seiner Bewohner gehörten den werktätigen Schichten an. Ihre Erlebniswelt spiegeln diese Melodien unserer Schallplatte wider. So auch der deftige Rheinländer „Im Grunewald ist Holzauktion“, der eine ähnliche Geschichte aufweist wie „Komm, Karlineken, komm“. Der Melodie liegt eine Komposition von Franz Meißner zugrunde, und eben weil sie wiederum die Elemente des Volkstanzes, des Gesellschaftstanzes und des Gassenhauers vereint wurde sie in Berlin sehr beliebt Coupletdichter unterlegten ihr eine ganze Anzahl von Texten; als einer der wichtigsten Textdichter wird Wilhelm Dalatkiewicz genannt Unverkennbar ist jedoch, daß diese Berufsautoren .dem Volk auf das Maul schauten" und Ihre Verse dadurch Originalität erhielten. Auch Wilhelm Wolff gelang das mit seinem Couplet „Ist denn kein Stuhl da für meine Hulda". das musikalisch auf eine alte Mazurka aus der Feder von Louis Gannes zurückgeht.
Überhaupt nahm sich der Berliner Volksmund vieler unverwüstlicher, zündender Melodien aus Jener Zelt an und schuf zu ihnen neue Texte vom Gassenhauertyp. So lebt denn zum Beispiel der Feuerwehr-Galopp aus dem Ballett „Rick und Hack" des damaligen königlichen Hofkapellmeisters Peter Ludwig Hertel noch heute - dank der Tatsache, daß dazu ein Gassenhauer mit dem Text „Lampenputzer Ist mein Vater“ entstand. Oder ein anderes Beispiel: der Volksmund dichtete zum Petersburger Marsch die Worte „Denkste denn, denkste denn, du Berliner Pflanze".
Dieses aus der Mischung von Volks-, Gesellschaftstanz und Gassenhauer hervorgegangenen Musiktyps nahmen sich selbstverständlich zahllose Berufsautoren an. denn hier konnte man, das entsprechende Können und auch ein wenig Glück vorausgesetzt einen wirklich großen Erfolg verbuchen. Jene Stücke, die einigermaßen an die Urwüchsigkeit Originalität und Plastizität der vom Volke selbst zu Schlagern kreierten Titel heranreichten, blieben lange, oft bis in unsere Tage, lebendig Hier wären zu nennen .Ach „Isabella, du bist mein Ideal", „Wir sind die Sänger von Finsterwalde", „0 Susanna" und eine Reihe anderer.
Die Spuren dieses vom Berliner Gassenhauer inspirierten Typs reichen bis in die Berliner Operette Paul Lincke ist ihm ebenso verpflichtet wie es auch Walter Kollo oder Jean Gilbert waren. Gilbert verstand es zudem, auch Elemente der aus Nordamerika kommenden neuen Tanzrhythmen zu verarbeiten - etwa „Wenn der Vater mit dem Sohne". Hier sind die alten Berliner Einflüsse mit dem aus Amerika kommenden Onestep verknüpft Wäre der Titel nur ein herkömmlicher Onestep gewesen, hätte man ihn längst vergessen. Die Tatsache, daß in ihm die alte Berliner Musiktradition weiterschwingt erhielt ihn bis heute am Leben.
Peter Czerny (1971)

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ArtikelnummerAmiga 8 55 243
ProduktnameBallhausorchester Kurt Beyer, Die Unentwegten, Die Kolibris & Die Dominos - So tanzte man in Alt-Berlin
Preis9,90 €
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InterpretBallhausorchester Kurt Beyer, Die Unentwegten, Die Kolibris & Die Dominos
Name - TitelSo tanzte man in Alt-Berlin
LabelAMIGA
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1971
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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