Ballhausorchester Kurt Beyer - Bis früh um fünfe - Paul Lincke Melodien

Ballhausorchester Kurt Beyer - Bis früh um fünfe - Paul Lincke Melodien

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Bis Früh um fünfe….
Paul Lincke-Melodien

Seite 1
Das macht die Berliner Luft
Text: Heinz Bolten-Baeckers

Schenk mir doch ein kleines bißchen Liebe!
Text: Heinz Bolten-Baeckers

Verschmähte Liebe/ Grigri-Walzer / O Frühling, wie bist du so schön

Ja, solch Jahrmarktsrummel/ Text: Paul Lincke

Nach der Liebesinsel laßt uns gehn Text: Mathias

Wenn auch die Jahre enteilen (Es war einmal)/Rosen, Tulpen, Nelken
Glühwürmchen-Idyll
Folies Bergere

Seite 2
Nimm mich mit
Text: Heinz Bolten-Baeckers/Alfred Schönfeld

Hinterm Ofen sitzt 'ne Maus
Text: Robert Steidl

Ach, die Weiber sind so schlecht
Text: Paul Lincke

Die Liebe kam vom Märchenland/ Wenn in linder Frühlingsnacht/ In deinen Augen
Indra-Marsch
Heimlich, still und leise
Text: Alfred Schönfeld

Die Gigerlkönigin/ Meine Muff ist weg Text: Julius Freund

Geburtstags-Ständchen
Schlösser, die im Monde liegen/ Lose, muntre Lieder/ O Theophil!
Texte:, Heinz Bolten-Baeckers

Laßt den Kopf nicht hängen
Text: Heinz Bolten-Baeckers

Das ist der Zauber von Berlin/ Bis früh um fünfe, kleine Maus
Text: Alfred Schönfeld

Gesang: Die Kolibris und die Dominos
Ballhausorchester Kurt Beyer

Musikregie: Jürgen Lahrtz
Tonregie: Gerhard Kossatz

Nach 1870 avancierte die preußische Provinzstadt Berlin zur Metropole des wilhelminischen Deutschlands. Um die Jahrhundertwende war sie eine Weltstadt geworden. Damals lebten hier Wissenschaftler und Künstler, deren Namen in der ganzen Welt Klang hatten: die Mediziner Robert Koch und Paul Ehrlich, die Chemiker Emil Fischer (der erste Berliner Nobelpreisträger) und Fritz Haber, die Physiker Walther Nernst, Max Planck und Albert Einstein, der Astronom Friedrich Archenhold, der Kunstwissenschaftler Wilhelm von Bode, die Grafikerin Käthe Kollwitz, der junge Bildhauer Ernst Barlach, die Maler Adolf Menzel, Heinrich Zille, Lovis Corinth, Max Liebermann und Max Slevogt, der Komponist und Dirigent Richard Strauss und der Komponist und Meisterpianist Eugen d' Albert, die Regisseure Otto Brahm und Max Reinhardt, die Schauspieler Eduard von Winterstein und Tilla Durieux, die Schriftsteller Heinrich Mann und Arno Holz, die Zirkusdirektoren Busch und Schumann. Dutzende Namen könnten noch aufgeführt werden, doch dafür ist hier kein Platz. Ein Name darf allerdings in dieser Aufzählung nicht fehlen: Paul Lincke.
Er wurde 1866 in der Berliner Holzgartenstraße geboren. Sein Vater Heinrich war Maler und Magistratsdiener. Schon für den kleinen Paul gab es nichts Schöneres auf der Welt als die Musik, wenn es zunächst auch nur die der Wachaufzüge der kaiserlichen Armee war, die er kennenlernte. Diese Liebe beeinflußte später seinen Berufswunsch: Er wollte Musiker werden, und er erhielt auch eine Lehrstelle bei der Stadtkapelle von Wittenberge. Hier lernte er alle jene Programme von Grund auf kennen, die sich das Publikum bei Familienfeiern, Tanzabenden und Platzkonzerten wünschte.
Nach dreijähriger Lehrzeit kehrte er in seine Heimat zurück; seine Bewerbung als Militärmusiker (ein damals durchaus üblicher Weg) wurde abgelehnt (wegen „Schmalbrüstigkeit"!), und so blieb ihm nichts anderes übrig, als Aushilfsmusiker in den Tanzkapellen kleiner Restaurants zu werden. Das Repertoire war nicht allzu groß -die sogenannten „Dienstmädchenlieder" und Melodien wie „Im Grunewald ist Holzauktion" umreißen seinen Umfang. Für Paul Lincke sollte es jedoch später von großer Bedeutung sein. Der junge Musiker war ehrgeizig genug, sich bald ein neues Tätigkeitsfeld zu erobern: Er wurde Theatermusiker. Die kleinen Vorstadttheater schössen damals wie Pilze aus der Erde, da jeder, der Geld hatte und einen Gewerbeschein erwarb, ein Theater eröffnen konnte. Doch so schnell, wie sie auf der Bildfläche erschienen, so schnell verschwanden auch die meisten von ihnen wieder. Ursache: Bankrott.
Paul Lincke war an mehreren solcher Theater engagiert. Zwei von ihnen wurden wichtig in seinem Leben: Zunächst das Ostend-Theater; denn hier lernte er nicht nur die 16jährige Soubrette Anna Müller kennen, die ihn ein Jahr später heiratete, sondern eroberte sich auch eine einem Korrepetitor ähnliche Stellung (er studierte mit den Darstellern -unter ihnen als Gast die junge Adele Sandrock -Possen ein) und durfte erstmals dirigieren. Am Königsstädtischen Theater wurde er sofort als Kapellmeister eingestellt, und hier konnte er zum erstenmal sein kompositorisches Talent erproben und schulen. 1893 wurde er an das Apollo-Theater in der Friedrichstraße engagiert, und hier blieb er länger als sonst irgendwo.
Friedrichstraße - Unter den Linden - Lustgarten, das war das Pendant jenes Berlins, aus dem Paul Lincke selbst stammte und für dessen Bewohner er bisher musiziert hatte. Jenes Berlins, in dem 40 Prozent von den inzwischen fast 3 Millionen Einwohnern lebten. Jenes Berlins der Mietskasernen und Hinterhöfe, das wenige Jahre später als Zilles „Milljöh" traurige Berühmtheit erlangen sollte. Jenes Berlins aber auch, das durch seinen Humor, seine herzliche Schnoddrigkeit, seine Keßheit und seinen durch nichts unterzukriegenden Optimismus wirklich etwas Besonderes, Einmaliges war.
Friedrichstraße - Unter den Linden - Lustgarten, das war das andere Berlin, in dem die inzwischen reich gewordene Bourgeoisie jene Kultur- und Vergnügungsstätten finanzierte, die ihrem Bedürfnis nach gesellschaftlicher Geltung und Luxus entsprachen.
Das Apollo-Theater war ein Variete. Kapellmeister Lincke hatte hier die Aufgabe, die Attraktionen des Hauses mit Musik zu untermalen. Oft war's die seine.
Als die Attraktionen allein kein Publikum mehr anzogen, suchte man die Attraktivität mit Hilfe von revueartigen Kurzoperetten zurückzugewinnen. Und auch hier ward der Hauskapellmeister Hauskomponist.
Die Libretti verfaßte der ehemalige Schauspieler und Dramaturg des Ostend-Theaters, Heinrich Eduard Hermann Bolten. Später nannte er sich Heinrich Bolten-Baeckers. Das erste gemeinsame Werk der beiden hieß VENUS AUF ERDEN. Sein Inhalt: Venus steigt zur Erde herab und tut sich ein bißchen in Berlin um.
Es wurde ein Riesenerfolg und trug Paul Lincke ein Engagement an die Pariser Folies-Bergeres ein.
Auch hier hatte er Erfolg. Womit vor allem beruflicher gemeint ist; denn sein „Erfolg" bei den Pariserinnen führte dazu, daß sich seine junge Frau von ihm trennte. Allerdings gar nicht „heimlich, still und leise", sondern mit einem affektvollen Knall. Im Frühjahr 1899 verließ Paul Lincke Paris und kehrte in das Apollo-Theater zurück.
Damals gab es unter vielen anderen interessanten Themen wie Auto, Autorennen, Funkversuchen usw. ein Thema, an dem sich die Gemüter in Berlin entzündeten: die Fliegerei. Zu den Hauptinteressenten gehörten neben den Aktionären und Witzblattzeichnern vor allem die Varietes. Jacques Offenbach hatte zwar bereits 1875 mit Hilfe von Jules Verne eine „Reise zum Mond" gestartet, was in Deutschland jedoch kaum zur Kenntnis genommen worden war. Jetzt griff Bolten-Baeckers den Stoff auf und schuf die Rahmenhandlung für ein Luftballett. Die Musik komponierte Paul Lincke.
Am 1. Mai 1899 landeten die ersten Berliner auf dem Mond: FRAU LUNA, die „Posse mit Musik", erlebte ihre Premiere und mit ihr die Berliner Operette.
Paul Lincke hatte während seiner Lehr- und Wanderjahre die Musik des „kleinen Mannes" ebenso kennengelernt wie die, die dem derzeitigen Geschmack der „guten Gesellschaft" in den internationalen Variete-Theatern in Berlin und Paris entsprach. Er verstand es, die volkstümlichen musikalischen Elemente mit den dem großstädtischen Vergnügungsbetrieb entnommenen Intonationen zu verschmelzen, und für eine gewisse Zeit wurde seine Musik in der City ebenso bejubelt wie in den Vorstädten, wo sie allerdings nur durch die zahllosen Leierkästen bekannt gemacht wurde. (Charakteristisch für Paul Linckes Kompositionen - aber auch für die seiner Nachfolger - ist die Marschintonation, der durch chromatische Wendungen, Verzierungen oder schnell ausgeführte Figuren der Holzblasinstrumente das Preußisch-Zackige des Marsches genommen ist.) (So zu lesen in: Czerny/ Hofmann, „Der Schlager", Bandl, VEB Verlag Lied der Zeit, Bin 1968, S. 166) Das Volk hörte aus dieser Musik eigenen Frohsinn und Übermut, das Kesse, die Schnoddrigkeit, den Optimismus heraus, kurz, sein Melodie gewordenes Lebensgefühl. Die Bourgeoisie gefiel sich darin, in diesen naiv-fröhlichen Ton einzustimmen (die preußisch-deutsche glaubte zudem durchaus Grund zu haben, froh in die Zukunft zu schauen: Sie schickte sich gerade an, einen Platz an der Sonne zu erobern!) - sie nahm's für eine Mode, die schon bald durch eine andere abgelöst werden würde. Paul Lincke sollte erfahren, wie bald. Aber als die Bourgeoisie an den neuen, aus Amerika importierten Tanzrhythmen Gefallen fand, mit denen Lincke nicht ganz zurechtkam, hatte er schon einen Verlag gegründet und war reich geworden - wie alle Verleger.
Paul Linckes Leben und Werk ist widersprüchlich. Er hat seine Herkunft nie vergessen und nie verleugnet, aber aus dem kleinen Mann aus der Holzgartenstraße war ein bürgerlicher Erfolgsmensch geworden. Und beide Komponenten bestimmen auch sein Weltbild, und das spiegelt sich wiederum in seinen Werken wider. Er wünschte, daß alle Menschen glücklich werden, wie er, hier, auf Erden, nicht in den „Schlössern, die im Monde liegen". Aber er und sein Librettist haben keine Vorstellung, wie das zu machen ist. Vielleicht stellen sie sich diese Frage auch gar nicht. Schüchterne Versuche, ihrem Unbehagen an bestimmten Erscheinungen des gesellschaftlichen Lebens in den Liedern und Couplets Ausdruck zu verleihen, fielen dem Rotstift zum Opfer. Und so blieb's beim „Laßt den Kopf nicht hängen". . .
Zwei große Erfolge hat Paul Lincke noch in den beiden nachfolgenden Jahren: Das Lied der „Badejöhren" - (Bajaderen) „Nimm mich mit... in dein Kämmerlein" und das sentimentale „Es war einmal" aus IM REICHE DES INDRA werden zu Schlagern der Saison und ein Jahr später verhilft ihm das „Glühwürmchen-Terzett" aus LYSISTRATA zu Weltberühmtheit.
Danach glückt ihm, trotz vieler Bemühungen aktuell zu bleiben, kein großer Wurf mehr. Die Berliner Lebewelt amüsiert sich jetzt beim Tango, bei Cakewalk u. a. modischen Rhythmen, und Lincke trifft nicht mehr jenen naiv-frischen Ton, der ihn seinem Vorstadtpublikum wieder nähergebracht hätte.
Geblieben sind jene Melodien, mit denen der Komponist um die Jahrhundertwende die Berliner erobert hatte. Sie leben heute noch, weil ihre ansteckende, kecke Fröhlichkeit weit über jene Zeit und die Gesellschaft hinausreichen, in der sie entstanden sind. (Czerny/Hofmann über „Wenn der Vater mit dem Sohne einen Bummel macht", a. a. O. S. 171) Oder haben Sie noch niemals mitgesungen, wenn's hieß: „Bis früh um fünfe, kleine Maus . . ."
Hannelore Grünberg (1971)

Mehr Informationen
ArtikelnummerAmiga 8 55 306
ProduktnameBallhausorchester Kurt Beyer - Bis früh um fünfe - Paul Lincke Melodien
Preis7,90 €
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InterpretBallhausorchester Kurt Beyer
Name - TitelBis früh um fünfe - Paul Lincke Melodien
LabelAMIGA
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1971
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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