Ballhausorchester Kurt Beyer - Amboß-Polka

Ballhausorchester Kurt Beyer - Amboß-Polka

Amboß Polka

Stephanie Gavotte

Im Kahlenberger Dörfl

Donauwellen

Bayrische Polka

Champagner Galopp

Kärntner Liedermarsch

Varovienne

Esmeralada Polka

Über den Wellen

Rheinländer

Flotte Burschen

Man nehme einen Stoß alter vergilbter Notenblätter, wische den Staub sorgfältig herunter, entferne die Patina, die die Musikstücke angesetzt haben und siehe da, die Tanzmusik, nach der sich unsere Großväter und Urgroßväter vergnügten, steht unseren heutigen Vorstellungen durchaus nicht fremd gegenüber. Wenn man dann noch über zwei bis drei Dutzend Vollblutmusiker verfügt, dazu einen versierten, aber ebenso geschmackvollen Arrangeur und Dirigenten hat, dann kann man die Tanzmusikstücke aus dem 19. Jahrhundert wieder in ihrer ursprünglichen Frische erstehen lassen - und das ist eben das Geheimnis unserer Schallplatte.
Gewiß, es tauchen Instrumente auf, die um die Mitte des vorigen Jahrhunderts im Tanzsaal noch nicht gebräuchlich waren wie etwa das Saxophon. Aber ihre Einbeziehung in unsere heutigen Arrangements verletzt nicht den kräftigen volkstümlichen Charakter dieser Musik. Etwas jedoch bleibt für den Erfolg eines solchen Unternehmens immer unerläßliche Voraussetzung: die Musikstücke selbst müssen einen unverwechselbaren Charakter tragen. Auch das ist - so glauben wir - bei unserer Auswahl der Fall. AMBOSS-POLKA - Es ist das wohl älteste und zugleich sicherlich berühmteste Stück auf unserer Langspielplatte. Sein Komponist, Albert Parlow, verstarb bereits im Jahre 1848. Das Datum der Entstehung der ,Amboß-Polka' ist nicht genau zu ermitteln, dürfte aber nur wenige Jahre vor 1848 liegen. Wie aus Notenausgaben hervorgeht, war die Amboß-Polka bereits kurz nach 1848 in ganz Europa verbreitet. Ursprünglich nannte sich das Stück ,Enclume-Polka'. Erst um die Jahrhundertwende bürgerte sich der heute gebräuchliche Titel ein. Stephanie-Gavotte - Der Autor, Alphons Czibulka, ist ein gebürtiger Tscheche und wirkte hauptsächlich in Prag, zeitweilig auch in Wien. Die Gesamtzahl seiner Werke erreichte die stattliche Zahl von fast 400. Die meisten Kompositionen aus seiner Feder sind vergessen. Stephanie-Gavotte' blieb jedoch wegen ihres plastischen musikalischen Einfalls über em Jahrhundert hinweg erhalten.
Im KAHLENBERGER DöRFL - Die Komposition von Philipp Fahrbach jun. trägt die Genre-Bezeichnung ,Polka fran-caise**. Dazu muß erklärend gesagt werden, daß die Polka, ursprünglich ein tschechischer Volkstanz, in Frankreich für die bürgerliche Gesellschaft sozusagen salonfähig' gemacht wurde und daß jene Polkas, die dann in Österreich und Deutschland geschrieben wurden und nicht der Volksmusik entstammten, zumeist die Genre-Bezeichnung ,Polka francaise* trugen. Das Stück von Philipp Fahrbach weist wieder auf den Ursprung der Polka, auf die Volksmusik hin; es offenbart enge Bezüge zur österreichischen Folklore. Philipp Fahrbach jun. selbst war neben den Komponisten der Strauß-Dynastie einer der bekanntesten zwischen 1850 und 1870 in Wien. DONAUWELLEN - Dieser Walzer stammt von dem rumänischen Komponisten Ivanovici und kam kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts nach Deutschland. Er blieb seitdem ein beliebtes Repertoirestück der Orchester.
BAYRISCHE POLKA - Wir haben es hierbei mit einer Volksweise im Rhythmus des Rheinländers zu tun. Der vorliegende Titel weist darauf hin, daß der Rheinländer eine Abart der Polka ist. Die auf dem Tanzboden gespielte Volksweise belegt weiterhin, daß auch der Rheinländer a der Volksmusik hervorging. Das Stück wurde hauptsächlich unter dem Titel „Mädel, wasch dich, kämm dich" bekannt.
CHAMPAGNER-GALOPP - Der Autor ist der aus Dänemark stammende Komponist Hans Christian Lumbye. Er lebte allerdings die meiste Zeit in Berlin und trug im vergangenen Jahrhundert den Ehrennamen ,Der nordische Strauß'. Aus der Fülle seiner interessanten Stücke ist der ,Cham-pagner-Galopp' wohl das bekannteste. Kärntner Liedermarsch - Märsche gehörten im 19. Jahrhundert ebenfalls zum Repertoire des Tanzsaales. Sie dienten nicht nur als Marschiermärsche, sondern wurden auch zur Unterhaltung komponiert. Dafür eignete sich besonders der Typ des Liedmarsches, dem die vorliegende Komposition von Anton Seifert angehört. VARSOVIENNE - zu deutsch ,Die Warschauerin' - eine Mazurka, eine Volksweise, deren Ursprung sich nicht näher ermitteln läßt. Der Titel des Stückes weist auf die Herkunft der Mazurka, auf Polen, hin. Die Mazurka war im 19. Jahrhundert ebenfalls eine beliebte Tanzform - aus ihr ging später die Polka-Mazurka hervor. ESMERALDA-POLKA - Sie. wurde von Frantisek Hilmar, einem tschechischen Komponisten, geschaffen. Was Johann Strauß für den Walzer war, das bedeutete Frantisek Hilmar für die Polka Er hinterließ eine Fülle glänzender Kompositionen. Die ,Esmeralda-Polka' war in ganz Europa verbreitet und wurde um 1855 sogar in der Mailänder Scala vom dortigen Ballett dargeboten.
ÜBER DEN Wellen - Der Komponist dieses Walzers ist der Mexikaner Juventino Rosas. Das Stück blieb seit der Jahrhundertwende in Deutschland lebendig. Oft wurde für den Walzer dieser Zeit die Bewegung der Wellen als thematisch-bildhafter Vorwurf genommen, z. B. ,Donau wellen'. Die Tatsache, daß nach Deutschland und Österreich Tanzmusik-Kompositionen anderer Länder einströmten, weist auf die beginnende stärkere Internationalisierung in diesem Bereich hin.
RHEINLÄNDER - Der interessante und frisch wirkende Rheinländer von Josef Beissig wurde in einem alten Notenalbum gefunden, das gegen 1850 erschien. Im ^.Jahrhundert gab es zahllose Stücke dieser Qualität, die die Grundlage für Rheinländer bildeten, die bis in die Gegenwart populär geblieben sind.
FLOTTE BURSCHEN - Diese Marschpolka - wiederum von Philipp Fahrbach jun. - wurde auf Grund ihrer Volkstümlichkeit später mehrmals verarbeitet. Im 19. Jahrhundert existierte über dieses Thema ein Gassenhauer mit dem Namen ,Krokodilmarsch'.

* französische Polka