Adam & Eva (2LP)

Adam und Eva - im Staatsschauspiel Dresden Komödie von Peter Hacks

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Adam und Eva - im Staatsschauspiel Dresden Komödie von Peter Hacks
GOTT - Wolfgang Dehler
ADAM - Günter Kurze
EVA - Hannelore Koch
GABRIEL - Jochen Kretschmer
SATANAEL - Friedrich-Wilhelm Junge

Regie: Klaus-Dieter Kirst
Ausstattung: Manfred Grund
Dramaturgie: Dr. Gerhard Piens
Musik: Rainer Kunad
Regiemitarbeit: Friedrich Siebert
Masken: Alfred Schulz, Brigitte Kiesewalter, Robert Rümmler

Am Beginn der Theaterspielzeit 1973/74 erschien in der Sächsischen Zeitung in Dresden ein Artikel mit der Überschrift „Adam und Eva — modern?" Er war dazu bestimmt, das Publikum mit dem Gegenstand einer beginnenden Theaterarbeit bekanntzumachen. Gegenwartsstücke finden nicht immer von allein Interesse, und Gegenwartsstücke mit alten Stollen gellen noch heute manch einem, als fragwürdig. Der Artikel hatte, um eine kleine, nicht mehr aktuelle Stelle gekürzt, folgenden Wortlaut:
Die Namen Adam und Eva sind in den darstellenden Künsten in Schwung gekommen. Ein Stück mit dem Titel „In Sachen Adam und Eva" wurde von vielen Theatern der DDR aufgeführt, auch im Fernsehen gesendet. Im Fernsehen hat bald ein Mehrteiler Premiere, dessen Titel die Namen umstellt, „Eva und Adam". Im Staatsschauspiel Dresden steht die Uraufführung einer Komödie kurz bevor, die ohne allen Schnörkel „Adam und Eva" heißt. Woher diese Welle, wofür stehen die Namen? Die beiden erstgenannten Werke spielen jetzt und hier, sie behandeln das Verhältnis von Mann und Frau in unserer sozialistischen Gegenwart. Daß ihre Helden die Namen der legendär ersten Menschen tragen, deutet darauf, daß ihre Autoren ihnen ernsthaft oder augenzwinkernd ein Stückchen vom Ewigweiblichen oder Ewig-männlichen anhefteten, den Mann und die Frau schlechthin oder das Verhältnis schlechthin von Mann und Frau oder doch ein genügend wichtiges Stück davon in ihrer zeitgenössischen und zeitgemäßen Veränderung darzustellen versuchen.
Die Komödie von Peter Hacks unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von den beiden anderen Werken. Sie übernahm nicht nur die Namen, sondern auch den Stoff aus dem biblischen Mythos, sie spielt nicht heute, sondern in jener mythischen Vergangenheit, in der auf einer weit zurückliegenden Stufe der gesellschaftlichen Entwicklung die Menschen die Geschichten ansiedelten, in denen sie ihre Kenntnis von sich und von ihrem Leben in der Welt gerinnen ließen, jene Geschichten, mit deren Hilfe sie sich die Welt und ihr Dasein in der Welt erklärten. Solche Mythen von der Erschaffung der ersten Menschen und vom Leben des ersten Menschenpaares gibt es bei vielen Völkern der Welt, gab es vielleicht bei allen Völkern. Der im vor- und frühgeschichtlichen vorderen Orient in mancherlei Abwandlung erzählte, der in die ersten Kapitel des Alten Testaments eingegangen ist, hat die Namen seiner ersten Menschen sprichwörtlich gemacht. Wer weiß schon noch, wie diese bei den Griechen oder den Germanen hießen, deren Mythen hierzulande doch auch nicht unbekannt sind? Aber die Namen Adam und Eva kennt jedermann.
Jedermann weiß sicher auch, daß Eva, von der Schlange überlistet, den verbotenen Apfel aß und Adam verführte, ihr gleich zu tun, daß die beiden dann sich und einander als Mann und Frau erkannten und die Scham und die Lust entdeckten, zur Strafe aus dem Paradies vertrieben wurden, hinfort ihr Brot im Schweiße ihres Angesichts aßen und Kinder zeugten und gebaren, mit denen es dann auch noch sonderbare Bewandtnisse hatte.
Ohne daß das miterzählt wird, läßt sich die alte Geschichte sicher nicht erzählen, und Peter Hacks, der der Überlieferung in ihren Vorgängen getreulich folgt und nur die Schlange durch den in einer Schlange versteckten von Gott abgefallenen Engel Satanael ersetzt, erzählt das auch mit. Doch das allein ergäbe, heute auf dem Theater dargestellt, bestenfalls einen Schwank. Feter Hacks las in jener alten Geschichte, daß sie eine Seite mehr hat. Gott hat die ersten Menschen nach seinem Bild geschaffen, nach dem Bild des Schöpfers, also doch wohl als Schöpfer. Aber wie konnten sie schöpferisch werden, im Paradies, wo sie alles zum Leben hatten, auch Arbeit ohne Schweiß, auch die Liebe zueinander, in einem vollkommenen Zustand? Gab es irgend etwas Unvollkommenes, Veränderbares? Es gab das Verbot, also die Möglichkeit, es zu übertreten, etwas zu tun, was sie selbst und nur sie selbst verantworteten. Das Verbot, so liest und so schreibt der Dichter, wurde erlassen, damit die Menschen es in eigener Verantwortung befolgen oder verletzen.
Adam und Eva übertreten bekanntlich das Verbot. Ihr Schuldbewußtsein schlägt um in Selbstbewußtsein, ihr Abfall von Gott in den Aufstieg zu sich. Sie haben große Schwierigkeiten damit, wie es der Stoff und die Komödiengattung verlangen. Sie machen niederen Gebrauch von der neu errungenen Höhe ihrer Freiheit. Sie fallen in Fleischeslust, sie schwindeln buchstäblich das Blaue vom Himmel herunter, auf das der Schöpfer so stolz war, sie verleumden den guten Engel, der sich so große Mühe gegeben hatte, sie zu bewahren, obwohl sie ihm wie die ganze materielle Wirklichkeit zuwider waren. Daß der alte Mythos in seinem ursprünglichen Textzusammenhang das Elend des menschlichen Lebens durch die Erbsünde erklärte und rechtfertigte, kann der gegenwärtige Dichter nicht mehr brauchen. Adam und Eva. müssen hinaus in die Ödnis, die das Paradies umgibt. Sie müssen die Ödnis fruchtbar machen, die Schöpfung fortsetzen und in Menschenhände nehmen, wohin sie schließlich gehört. Die wirkliche Geschichte beginnt, wo der Mensch beginnt, Geschichte zu machen. Die Komödie erzählt von solchem Beginn, und sie erzählt von der Lust des Beginns, und sie erzählt lustig von diesem Beginn.
Die Komödie „Adam und Eva" war 1972 geschrieben. Sie erschien um die Jahreswende im Druck. Die Leitung des Dresdener Staatsschauspiels griff sofort zu. Hier begegnete ihr ein Stück, dessen Besonderheiten ein Zuschauer im Publikumsgespräch nach einer der ersten Vorstellungen, einer geschlossenen Veranstaltung für einen Dresdener Großbetrieb, so benannte: „Ich bin doch nicht gegen Zeitstücke, ich bin für gute Zeitstücke. Ich will bloß nicht einfach meinem Alltag im Theater wiederbegegnen und vielleicht noch langweilig dargestellt. Aber zeitgenössische Probleme mag ich schon und Gedanken und Gefühle von heute, und ich will auch was zum Nachdenken haben und natürlich zum Amüsieren, so wie heute abend." Daß so etwas   eintreten  werde, war  die Hoffnung  beim Lesen des Stücks, daß es eintrat, war der Erfolg gemeinsamer Arbeit. Die Uraufführung am 23. September 1973 war, acht Jahre nach der des „Moritz Tassow" in der Volksbühne Berlin, die erste Uraufführung eines Hacksschen Originalwerks in einem Theater in der DDR. Das Dresdener Schauspiel hatte zu diesem Dichter, der sich vor anderen Dramatikern unseres Landes durch poetische Kraft, Fülle der Bilder, Klarheit der Metaphern, Einfachheil der Fabelführung, Tiefe der Gedanken, Leichtigkeit der Verse, Witz und Eleganz der Sprache auszeichnet, schon vorher ein gewisses Verhältnis. „Die Schlacht bei Lobositz" was 1957, bald nach der Uraufführung im Deutschen Theater Berlin, hier inszeniert worden, und das war die überhaupt dritte Inszenierung eines Stücks von Peter Hacks in der DDR. „Die schöne Helena" stand 1965 - 1969 und fast 100 Male hier im Spielplan, und „Die Kindermörderin" wurde 1971 inszeniert und erlebte mehr als 60 Vorstellungen. Auf die Uraufführung von „Adam und Eva" folgten 1976 die von „Prexaspes" und „Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe", 1980 „Senecas Tod'' — diese am. selben Tag auch im Deutschen Theater Berlin —, 1981 „Die Vögel", Komödie mit Musik nach Aristophanes. Zwischendurch kam, 1978, „Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern", das vorher an anderen Theatern schon erfolgreich war. Sechs von den Stücken, darunter alle uraufgeführten, darunter auch „Adam und Eva", hat Klaus Dieter Kirst inszeniert.
Unter den Kritikern schrieb ein Rheinländer etwas sonderbar Auffälliges: „Dieses Stück ist im Grunde eine Sache für Leute, die konkret den Versuch zur Verwirklichung von Paradies-Utopien unternommen haben, eine Sache für praktizierende Sozialisten, ein politisches Gleichnis für den Impuls in den besten Köpfen der DDR-Gesellschaft." Das wurde später aus der „Deutschen Volkszeitung" im Dresdener Programmheft zitiert, und geriet so bei einem Gastspiel vor die Augen eines anderen Kritikers vom Rhein, und der schrieb dann, daß solche „Deutung den Text miß-brauche", „an dem geistvollen Höhenflug von Hacks vorbeigehe", z. B. „die kleinen Pointen vom Scheitern-können auch der edelsten Entwürfe überhöre". Natürlich wird in der Düsseldorfer und der Wiesbadener Zeitung nicht nur über Kunst gestritten, aber hinter Wohl-und übelwollen verbergen sich in dieser Meinungsverschiedenheit die so beständigen wie irrigen Auffassungen, ein Kunstwerk treffe, wenn man es nicht zurechtklopfe, nur oder doch fast nur die Verhältnisse, unter denen es entstanden sei, bzw. an einem Kunstwerk, aus welchen Umständen immer es erwachse, habe wahren Wert nur, was es an diesen zu mäkeln habe.
Tatsächlich hat „Adam und Eva" auch Leuten gefallen, die noch einen weiten Weg zurückzulegen haben, bis sie den Sozialismus zu praktizieren beginnen können, wenn da auch anscheinend das Vergnügen stärker in der Spannung zwischen religiösem Stoff und materialistischem Gehalt der Komödie gegründet war als in der Begegnung mit der eigenen verantwortungsbewußten Freiheit, es also eine kräftigere blasphemische Wurzel hatte und dafür eine schwächere   heitere.   Tatsächlich   entstanden   andererseits   eine Menge Wirkungen aus Pointen, und tatsächlich bringen diese eine tüchtige Portion Bewegung ins Spiel. Ungezählte Zuschauer im Theater haben das unzählbare Male quittiert, und die Hörer der Schallplatte werden nicht außerhalb dieses Zusammenhanges bleiben. Aber natürlich hielte das Vergnügen daran nicht lange vor, wenn es nicht in Wahrheit daraus wüchse, daß die Pointen auf die Fabel der Komödie fest bezogen sind, mag dieser Bezug nun im einzelnen Bestätigung oder Widerspruch sein. Schauspieler, die ein Stück aufführen sollen, brauchen Proben, um es sich zu eigen zu machen, sich einzuverleiben, anzueignen. Für die ersten Schritte in dieses gefahrvolle, fast abenteuerliche Gelände bekommen sie bei uns zulande meist eine Wegesskizze in die Hand, ein analytisches Material, das oft auch eine Fabelerzählung enthält. Den Schauspielern, gelegentlich später auch im Programmheft den Zuschauern, wird ein Vorschlag unterbreitet, wie die Fülle der Begebenheiten des Stücks, seiner Vorgänge miteinander verknüpft ist. Für die Dresdener Schauspieler lautete eine Fabelerzählung so:
Adam und Eva leben im Paradies. Dem Chaos durch die Schöpfung enthoben, leben sie in ungestörter, weil unverseuchter, also auch in unerprobter Harmonie. Sie leben, lieben und arbeiten heiter, als Herren über ihre Umwelt gesetzt und Herren ihrer selbst. Ihr paradiesisches Dasein ist an die Bedingung geknüpft, daß sie den Apfel vom Baum der Erkenntnis nicht essen. Zwar träumt Eva einmal von der Übertretung des Verbots, aber eine Versuchung entsteht daraus weder für Adam noch für sie.
Die Versuchung kommt von außen, von Satanael, der sie von Gott abfallen machen will, um damit Gott zu besiegen, und - wider deutliche Absicht - von Gabriel, der sie warnen will, um Gott eine Niederlage zu ersparen. Zwar hat Adam gute Gründe, die angebotene Freiheit nicht zu wollen, aber Eva läßt sich durch die Darstellung ihrer Möglichkeiten locken und ißt vom Apfel. Adam, der das Alleinsein mehr fürchtet als seinen Gott, entscheidet sich für sie und gegen Gott. Die Freiheit, verlorene Unschuld, begegnet den beiden zuerst als Bewußt-sein ihrer selbst und des Gegensatzes zwischen ihnen und als lustvoller Zwang, den Gegensatz in der körperlichen Vereinigung aufzuheben.
Sich selbst erkennend, erkennen sie Gott und die Engel als Fremde, schämen sich ihrer Nacktheit und bestreuen ihre Schuld. Lügend gewinnen sie Selbstbewußtsein. Aus dem Paradies vertrieben, werden sie zu Schöpfern in der realen Welt und in der Perspektive zu Schöpfern des realen Paradieses, das kein erreichbarer Zustand, aber Ziel des menschlichen Voranschreitens ist. Sie lassen die Engel hinter sich zurück, die von ihrem unfruchtbaren Ja und Nein nicht loskommen können, und Gott, dessen Schöpfung im schöpferischen Menschen vollendet ist.
Mit den Erfahrungen zurückgelegter Proben und erster Aufführungen wurde den Zuschauern, um ihnen den Spaß an dem Werk zugänglicher zu machen, im Programmheft die Fabel folgendermaßen erzählt:
Die Komödie „Adam und Eva" erzählt die Geschichte vom Eintritt der ersten Menschen aus der paradiesischen in die reale Welt, also vom Menschlichwerden der Menschen. Sie erzählt die Geschichte vom Verlust des Paradieses als die widerspruchsvolle Geschichte vom Gewinn der Welt. Sie erzählt die bekannte Geschichte vom Sündenfall und von der Vertreibung aus dem Paradies, ohne diese in ihrem überlieferten Verlauf, weder im ganzen noch im einzelnen, zu verändern. Adam und Eva leben im Paradies, und sie leben paradiesisch, unter der einzigen Bedingung, daß sie den Apfel vom Baum der Erkenntnis nicht essen. Als ihnen, durch Verführung und durch Warnung, einsichtig wird, was die Übertretung des Verbots für ihren paradiesischen Zustand und für sie bedeutet, übertreten sie es, Eva zuerst und Adam um ihretwillen. Ihr Abfall von Gott schlägt um in den Aufstieg zu sich. Sie haben große Schwierigkeiten damit, wie es der Stoff und die Komödiengattung verlangen. Sie machen zunächst niederen Gebrauch von der neu errungenen Höhe ihrer Freiheit. Sie werden aus dem Paradies vertrieben und zu Recht. Sie müssen die Ödnis fruchtbar machen, die Schöpfung in ihre Menschenhände nehmen, wohin sie schließlich gehört.
Was das Dresdener Staatsschauspiel sich mit der Annahme, Inszenierung und Aufführung von „Adam und Eva" vorgenommen hatte, hat es im großen und ganzen offenbar erreicht. Der Andrang des Publikums, die Reaktion der Zuschauer, ihre Äußerungen und die der Kritik lieferten dafür kräftige Beweise. Eine Zuschauerin, die dem Dresdener Theater länger als ein halbes Jahrhundert die Treue hält, fast alle Aufführungen sah und, die ihr am besten gefielen, mehrere Male, sagte, auf ein Gespräch vor der Premiere-Bezug nehmend: „Sie haben gesagt, das sei eine Komödie. Aber es ist ganz ernst: Ich muß immerzu über mich nachdenken."
Daß die vorgegebene, auch vorgetragene Absicht des Theaters mit dem Dichtwerk von den Kritikern erkannt werde, war vorauszusehen, traf auch ein. Aber auch die Zustimmung zu der Leistung des kleinen Dresdener Ensembles war einmütig, besonders kräftig im einflußreichsten kritischen Organ der DDR, in der Theatereule: Regisseur Klaus-Dieter Kirst, Ausstatter Manfred Grund.. Kompositeur Rainer Kunad haben zusammen mit den Darstellern Wolfgang Dehler, Günter Kurze, Hannelore Koch, Jochen Kretschmer, Friedrich-Wilhelm Junge aus reiner Literatur wirkungsvolles Theater gezaubert. Eine Modellinszenierung! Besser kriegt das niemand hin... Die Aufführung entspricht sicherlich den kühnsten Träumen des Autors.
Im Detail dann fand der eine Kritiker dieses, der andere jenes bemerkenswert, besonders schön oder auch weniger als anderes gelungen, gab der eine Kritiker diesem, der andere jenem Schauspieler den Vorzug, fand der eine hier, der andere dort Verbesserliches. Da herrschte weniger Einigkeit als am allgemeinen Lob. Nun ist, was von dem Augenblick, da nach dem Vorspiel ein einsamer Apfel, auf offener Bühne im schmalen Lichtstrahl aufleuchtend, Szenenapplaus hervorrief, bis zu dem, da am Ende der Vorstellung Adam und Eva, ihren Weg zu gehen beginnend, Zuschauern im Saal die Hände drücken, was also auf der Bühne während 2 1/2 Stunden vorgeht, auf knappem Raum wirklich nicht zu beschreiben, kaum zu benennen. Am umfänglichsten hat das Christoph Funke im „Morgen"   versucht   und   ohne   das   „Dieser-ist-besser-als-jener"-Horn. Im Kleinen Haus der Staatstheater Dresden gelang eine beispielhafte Deutung der Komödie — durch eine blitzsaubere und in jeder Einzelheit klug durchdachte und peinlich genaue, von einem feinen rhythmischen Gefühl getragene Inszenierung von Klaus-Dieter Kirst, durch den ironisch-gelassenen   Märchencharakter   der  Ausstattung von Manfred Grund und - vor allem - durch glücklich treffende schauspielerische Leistungen. Wolfgang Dehler (GOTT) war die Sanftmut selbst, weiß gewandet, geschmackvoll grauhaarig, mit leicht geneigtem Kopf gleichsam der eigenen Weisheit und Vollendung lauschend, von felsenfester Freundlichkeit, die mit Ironie und Melancholie zauberhaft kokettierte . . .
Günter Kurze (ADAM) und Hannelore Koch (EVA) vermochten eine unschuldsvolle Naivität zu produzieren, deren kindliche Herzlichkeit ein Genuß für sich war. Hannelore Koch gelang dann der staunende Umschlag ins Wissen, in das Bewußtwerden eines geistigen und körperlichen „Ichs" mit schöner Sinnlichkeit und weiblicher Anmut; Günter Kurze vollzog den „Sprung" jäher, heftiger, um dann in lächelnde Sicherheit und frech-frische Tatenlust zu fallen. Köstliche Triebkraft der Inszenierung waren Jochen Kretschmer als GABRIEL und Friedrich-Wilhelm Junge als SATANAEL. Der eine breit., kindisch herausgeputzt, goldgelb strahlend mit Miezenbart und Federflügeln, immer ein bißchen beleidigt, schwerfällig, maulend und von tumbem Eifer; der andere schmal, hochmütig, abgezogener Intellekt in Grün und Schwarz, spitznasig und mit spöttisch verzogenem Mund. . . . Der Erfolg dieser anmutigen, gelungenen Aufführung steht außer jedem Zweifel.
Gewiß, Gott war grau, nicht weiß gewandet, und er hatte selbstverständlich blaues, nicht graues Haar, und Gabriel trug keinen Miezenbart, sondern, wie es sich gehört, einen Büffelkopf, aber etwa so, wie Funke schreibt, war es. Auch mit dem Erfolg.
Die Komödie erlebte binnen fünf Jahren 160 Vorstellungen, 15 davon bei Gastspielen während der Berliner Festtage 1974 und in der Tribüne in West-Berlin 1975, während der Leipziger Messe 1974 und der Maifestspiele in Wiesbaden 1975, auf einer Reise nach Ludwigshafen, Witten, Leverkusen und Bremen 1977.
122 Vorstellungen trugen das Gütesiegel für Ökonomen, das Schildchen „ausverkauft". Das Fernsehen der DDR zeichnete die Aufführung auf und sendete sie am 8. und 9. November 1977. Kurz, es war die erfolgreichste Aufführung im Dresdener Staatsschauspiel während der letzten 36 Jahre.
Die beiden Schallplatten halten, was an der Aufführung hörbar war, so getreulich fest, wie das möglich ist, wenn diese aus dem Raum der Bühne auf die Fläche des Tonträgers gerät. Die Fotos sollen eine Ahnung von dem geben, was in einigen wichtigen Augenblicken der Aufführung zu sehen war. Die Textstellen, die sie begleiten, sind so lang gewählt, daß jede einzelne sowohl stimmt als auch wenigstens ungefähr einen Sinn ergibt. Das Ganze soll die Erinnerung an ein für Dresden und für die ganze DDR wichtiges und vergnügliches Theaterereignis aufbewahren und für sich selbst vergnüglich sein.                    
Gerhard Piens
Foto: Erwin Döring
Gestaltung: Bernd Meier

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ArtikelnummerLitera 8 65 306, 8 65 307
ProduktnameAdam & Eva (2LP)
Preis19,90 €
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InterpretVarious Artists
Name - TitelAdam & Eva
LabelLitera
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte180 gramm
Anzahl der Platten2
BeilagenHeftbeilage /Booklet/Buch
Release-Datum1981
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
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