Hanns Eisler - Chöre

Hanns Eisler - Chöre

24,90 €
Nicht auf Lager
Lieferzeit: Im Schallplattenladen Stralsund

Hanns Eisler - 1898-1962 - Chöre
Seite 1
Drei Männerchöre op. 10 nach Worten von Heinrich Heine
1.        Tendenz (Sangesspruch)
2.        Utopie
3.        Demokratie
Verlag Universal Edition A.G. Wien

Vier Stücke op. 13 für gemischten Chor
1.        Vorspruch (Chor-Referat)
Introduktion, Tema con 3 variazioni, Coda
Hilmar Thate, Sprecher
Ekkehard Wagner, Tenor
2.        Gesang der Besiegten
3.        Naturbetrachtung        
4.        Kurfürstendamm
Verlag Universal Edition A.G. Wien

Zwei Männerchöre op. 14
1. Bauernrevolution
(Nach einem Lied aus dem Bauernaufstand 1525)
2. Kurze Anfrage
(Lied der Arbeitslosen)
Verlag Universal Edition A.G. Wien

Auf den Straßen zu singen op. 15
für gemischten Chor
Text: David Weber
Verlag Universal Edition A.G. Wien


Seite 2
Zwei Männerchöre op. 17
1. Der Streikbrecher
Text: Joe Hill; deutsch von Ilse Kulczar
2. An Stelle einer Grabrede
Text: David Weber
Verlag Universal Edition A.G. Wien

Zwei Stücke op. 19 für Männerchor
1. Ferner streiken: 50.000 Holzarbeiter
Text: Aus dem Amerikanischen übersetzt von Ilse Kulczar
2. In den Militärbaracken
Text: 1. Strophe nach einem bosnischen Soldatenlied
Verlag Universal Edition A.G. Wien

Zwei Stücke op. 21 für gemischten Chor
1. Litanei vom Hauch
Text: Bertolt Brecht
Hilmar Thate, Sprecher
2. Über das Töten
Text: Hanns Eisler
Verlag Universal Edition A.G. Wien

Zwei Männerchöre op. 35
1. Kohlen für Mike
Text: Bertolt Brecht
2. Die erfrorenen Soldaten
Text: Karl Kraus
Verlag VEB Breitkopf & Härtel Leipzig

Rundfunkchor Leipzig
Männerchor des Rundfunkchores Leipzig
Hilmar Thate, Sprecher
Ekkehard Wagner, Tenor
Dirigent: Horst Neumann
Aufgenommen 1971 und 1975
Musikregie: Eberhard Geiler
Tonregie: Eberhard Richter
Die Chorwerke auf dieser Schallplatte entstanden zwischen den Jahren 1926 und 1930. Seit 1925 lebte Eisler in Berlin, das zu einem Zentrum nicht nur des deutschen Kunstlebens, sondern auch der deutschen Arbeiterbewegung geworden war. Hier stellte sich Eisler mit seiner Musik an die Seite der Arbeiterklasse, mit der er biß an sein Lebensende verbunden blieb.
Es war kein leichter Weg, der Eisler von seinem Lehrer Arnold Schönberg weg an die vorderste Kulturfront der Arbeiterschaft geführt hat Obwohl er schon früh die Isolation der neuen bürgerlichen Musik erkannte, ließ er gerade deren kompromißlosesten Flügel gelten und bezeichnete Schönberg als einen genialen Materialrevolutionär. Daher auch seine lebenslange kritische Auseinandersetzung mit diesem Komponisten. Nicht zuletzt die Chorwerke der zwanziger Jahre bezeugen das.
Eisler, der sich in Berlin als Komponist wie als Lehrer, Kritiker (für die „Rote Fahne") und Kulturfunktionär schnell einen Namen machte, forderte für die Masse der Werktätigen eine spezifische Musik: eine revolutionäre Musik, die nicht mehr die Unterhaltung und den Genuß zum Selbstzweck hat, sondern ihre Schönheit als Kampfmittel, als Mittel zum Zweck benutzt. Da eine solche Musik mit dem musikalischen Bildungsstand des Proletariats zu rechnen hatte, durfte sie weder kompliziert noch abstrakt sein. Sie mußte vor allem sangbar sein. Für einen Komponisten, der bei Schönberg ausgebildet worden war, kam es freilich nicht in Frage, gleichsam in einem Akt von Selbstverstümmelung an jene „Tendenzchöre" der Arbeitermusikbewegung anzuknüpfen, die - von wenigen Ausnahmen abgesehen -musikalisch wertlos, dazu veraltet und zu gefühlsbetont waren. Der reformistischen „Tendenzmusik'', die ideologisch tatsächlich eine Art „Vertröstung auf übermorgen” war, stellte Eisler eine kunstvolle revolutionäre Musik entgegen, die neue wortgebundene Inhalte mit neuen Mitteln ausdrückt.
Die Chorstücke aus der Berliner Zeit sollten verändernd in das Denken und Fühlen der Arbeitersänger eingreifen; sie sagten der noch im Deutschen Arbeiter-Sängerbund herrschenden kleinbürgerlichen Liedertafelpraxis den Kampf an. Wenn daher Karl Rankl oder Josef Schmid etwa - die damals besten Arbeiterchordirigenten in Berlin - Eislersche Chöre aufführten, waren die Konzerte frei von jeglicher Vereinsmeierei und Gemütlichkeit. Die außerordentlich großen Erfolge, die die Arbeitersänger mit Chorwerken von Eisler errangen, waren allerdings das Ergebnis rücksichtslos harter Arbeit.
An den Texten zu den drei Männerchören op. 10 nach Heinrich Heine läßt sich eine Verfahrensweise feststellen, die Eisler in seinem späteren Schaffen immer öfter anwandte. Eisler wählt hier aus der klassischen Vorlage Strophen oder Passagen aus, stellt Zeilen um und ändert Wörter ab - kurz: er montiert den Text -, um Gedanken, auf die es ihm besonders ankommt schärfer zu fassen und um Bezüge zur Gegenwart herzustellen. Das Autograph des mittleren Chorstückes, der „Utopie”, trägt das Datum 31. III. 1925. Liest man indes 31.III.1926 - und vieles spricht dafür, daß dem Komponisten ein Fehler unterlief -, dann entstand das Stück im gleichen Monat, in dem auf Initiative der KPD das Volksbegehren für die entschädigungslose Enteignung der Fürsten stattfand. Die Textmontage aus Heines Gedicht „1649-1793-????" ließe dann leicht den Schluß zu, daß Eisler die Schmählichkeit der Fürstenabfindung, die das wiedererstarkte deutsche Monopolkapital verlangte, glossieren wollte. Die Aussagen der beiden anderen Chöre, „Tendenz” und „Demokratie” (bei Heine „Der Wechselbalg” - gemeint ist der preußische Staat), wurden ebenfalls umfunktioniert. Die Musik ist stellenweise spöttisch, dann wieder scharf, grell und böse; einige Phrasen werden geradezu herausgeschrien. Obwohl das meisterhafte Opus 10 in Melodieführung und Harmonik noch zum Umkreis der Schönberg-Schule gehört, reflektiert es bereits den vollzogenen Übergang Eislers auf die Positionen des Proletariats. Dazu gehört auch, daß hier zum erstenmal in Eislers Schaffen der Anfang der „Internationale" (an der Steile „in Marseillerhymnenweise'') zitiert wird.
Die vier Stücke für gemischten Chor op. 13 entstanden im Juli und August 1928. Es sind großartig gelungene, bissige Parodien auf die Stimmungs- und Naturbetrachtungs-Chöre, die in den bürgerlichen Gesangvereinen üblich waren. Gleichwohl überwiegt keineswegs das parodistische Moment: Schon in Nr. 1, dem „Vorspruch’’ oder „Chor-Referat", bestehend aus Introduktion, Thema mit drei Variationen und Coda, heißt es programmatisch-„Auch unser Singen muß ein Kämpfen sein!”; die Coda bringt als Höhepunkt das Text- und Notenzitat des Anfangs der „Internationale”. Nicht unwichtig zu wissen, daß Nr. 2, der ernsteste Teil des Zyklus, im Autograph die Widmung „Den Toten des Wiener Juli-Aufstandes” enthält. (Die von der Reaktion blutig niedergeschlagene spontane Massenbewegung der Wiener Arbeiter am 15. Juli 1927 kostete 86 Tote und rund 1100 Verwundete.)
Die zwei Männerchöre op, 14 wurden im September 1928 geschrieben. Besonders der durchaus anspruchsvolle erste Chor mit dem Titel „Bauernrevolution", der die Melodie des alten Bauernliedes „Wir sind des Geyers schwarzer Haufen” enthält, wurde zu einem der größten Erfolge der proletarisch-revolutionären Musik. In Nr. 2 setzt sich Eisler zum erstenmal mit der Arbeitslosigkeit, die damals ein immer ernsteres Problem darstellte, sarkastisch auseinander. Passend dazu die freilich proletkultistische Anmerkung, die in der Chorpartitur steht: „Dieses Lied singt man am besten so: Zigarette im Mundwinkel, Hände in den Hosentaschen, lässige, etwas gebeugte Haltung, leicht gröhlend, damit es nicht zu schön klingt und niemand erschüttert wird."
Der 1929 für technisch hochstehende Arbeiterchöre komponierte Chorsatz „Auf den Straßen zu singen" op. 15 war, wie der Name sagt, nicht in erster Linie für den Gebrauch im Konzertsaal bestimmt. In Text und Musik bleibt er bei der ironischen oder kritisch-distanzierten Haltung der früheren Werke nicht stehen: Er ist ein mitreißendes Agitationsstück im beschwingten Marschtempo. Hinter dem Textautor David Weber verbirgt sich übrigens der vielseitige Robert Gilbert, der jüngst erfolgreiche „My Fair Lady"-Übersetzer, der für Eisler damals fast soviel bedeutet hat wie später Bertolt Brecht.
Der Streik als eine der schärfsten Waffen der Arbeiterklasse zieht sich thematisch durch mehren Eislersche Werke hindurch. Am bekanntesten wurden das aggressive Stück „Der Streikbrecher" op. 17 Nr. 1 für dreistimmigen Männerchor nach Versen des amerikanischen Arbeitersängers Joe Hill (komponiert im März 1929) und der leichter ausführbare vierstimmige Männerchor „Ferner streiken: 50.000 Holzarbeiter” op. 19 Nr. 1 (komponiert im Oktober des gleichen Jahres).
Die „Litanei vom Hauch" auf einen Text aus Brechts „Hauspostille" (1. Lektion: Bittgesänge) -Nr. 1 der vermutlich Anfang 1930 entstandenen zwei Stücke für gemischten Chor op. 21 - legt musikalisch bloß, was sich hinter der reformistischen Arbeiter-Sängerbund-Phrase von „Ruhe und Ordnung” versteckt: der Terror der Noske-Polizei gegen die revolutionären Arbeiter. Die Goetheschen Verse „Über allen Gipfeln ist Ruh, in allen Wipfeln spürest du kaum einen Hauch” sind hier natürlich zur dialektisch umschlagenden Glossierung der „Ordnung” in der Weimarer Republik umfunktioniert.
„Die erfrorenen Soldaten” für Männerchor a cappella op. 35 Nr. 2 wurde am 10. November 1929 vorn Berliner Uthmann-Chor (zusammen mit dem Volkschor Moabit) uraufgeführt. Da es immer noch Leute gibt, die glauben, ein Chorwerk sei um so proletarischer, je schlichter es gesetzt ist, sei auf den Uraufführungsbericht in der „Roten Fahne” eingegangen. Der Kritiker Durus hielt zwar den Text fälschlich für selbstverfaßt - er stammt aus Karl Kraus’ „Marstheater” -Stück „Die letzten Tage der Menschheit” (5. Akt, 55. Szene) - und fand die Musik „zu illustrativ’" Recht hatte er dagegen, wenn er ihr „nicht genügend Eigenleben" ankreidete. Der andere Chor aus Opus 35, „Kohlen für Mike”, ist von ähnlicher Faktur. Hier wird die melodische Kargheit allerdings durch die Wucht des Chorklanges wettgemacht.
Herausgeber: VEB DEUTSCHE SCHALLPLATTEN BERLIN DDR
Made in German Democratic Republic
In Zusammenarbeit mit dem Hanns-Eisler-Archiv der Akademie der Künste der Deutschen Demokratischen Republik
Wissenschaftliche Beraten Prof. Dr. Jürgen Elsner/Dr. Günter Mayer
Autor der Einführung: Dr. Eberhardt Klemm
Titelseite: Ludwig Meidner, Revolution,
Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie, Berlin West
Gestaltung: Christoph Ehbets

Mehr Informationen

Mehr Informationen
ArtikelnummerNova 8 85 094
ProduktnameHanns Eisler - Chöre
Preis24,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretVarious
Name - TitelHanns Eisler - Chöre
LabelAndere
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1976
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)

Bewertungen

Eigene Bewertung schreiben
Sie bewerten:Hanns Eisler - Chöre
Ihre Bewertung