Bocaccio & Gasparone

Bocaccio & Gasparone

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Bocaccio & Gasparone

Seite 1
BOCCACCIO
SCHÖNER TAG, SONNENSCHEIN
Chor

EIN STERN ZU SEIN, WIE WÜRD' ES MICH BEGLÜCKEN
Hermann Prey, Heinz Hoppe, Hans Günther Grimm

HAB' ICH NUR DEINE LIEBE
Anneliese Rothenberger, Hermann Prey

KLING... HOLDE SCHÖNE, HÖR' DIESE TÖNE
Heinz Hoppe, Hans Günther Grimm

EHRSAME BÜRGER DER STADT, O BEDENKT
Heinz Hoppe, Hans Günther Grimm, Chor

ROSEN FÜR DICH
Anneliese Rothenberger, Hermann Prey

TAGTÄGLICH ZANKT MEIN WEIB (Faßbinderlied)
Heinz Hoppe, Chor

FLORENZ HAT SCHÖNE FRAUEN
Anneliese Rothenberger, Hermann Prey

WAS WIR VERDAMMEN, DAS WEIHEN WIR DEN FLAMMEN
Chor

GIOVANNI BOCCACCIO, Hermann Prey, Bariton
PIETRO, Prinz von Palermo, Heinz Hoppe, Tenor
LEONETTO, Student , Hans Günther Grimm, Bariton
FIAMETTA, Anneliese Rothenberger, Sopran
LOTTERINGHI, Faßbinder,  Heinz Hoppe, Tenor
LAMBERTUCCIO, Gewürzkrämer,  Hans Günther Grimm, Bariton
Chor und Orchester
Dirigent: Carl Michalski


Seite 2
GASPARONE

DER VERDAMMTE GASPARONE
Kurt Böhme

DENK' ICH AN DICH, SCHWARZE NINETTA
Hermann Prey

ANZOLETTO SANG: KOMM, MIA BELLA
Christine Görner, Heinz Hoppe, Anneliese Rothenberger, Chor

OH, DASS ICH DOCH EIN RÄUBER WÄR'
Hermann Prey

ER SOLL DEIN HERR SEIN! WIE STOLZ DAS KLINGT
Christine Görner, Heinz Hoppe

AUCH ICH WAR EINST EIN JUNGER MANN
Kurt Böhme

DUNKELROTE ROSEN
Hermann Prey

HÜTEN SIE SICH VOR DEM SCHMEICHLERISCHEN PAAR/ LIEBE ERHELLT DIE GANZE WELT
Hermann Prey, Anneliese Rothenberger

DIE CARABINIERI ZIEHEN EIN
Hermann Prey, Anneliese Rothenberger, Chor


CARLOTTA, verwitwete Gräfin von Santa Croce, Anneliese Rothenberger, Sopran
NASONI, Bürgermeister von Trapani, Kurt Böhme, Baß
DER FREMDE, Hermann Prey, Bariton
BENOZZO, Wirt Heinz Hoppe, Tenor
SORA, seine Frau Christine Görner, Sopran

Chor und Orchester
Dirigent: Carl Michalski

VEB DEUTSCHE SCHALLPLATTEN BERLIN DDR
Made in German Democratic Republic

Foto: Klaus Fischer
Gestaltung: Manfred Kempfer

Kunst fällt nicht vom Himmel. Und so ist auch die WIENER OPERETTE, jenes heitere, unbeschwerte Musenkind der Donaustadt, nicht vom Himmel gefallen. Sie ist langsam gewachsen auf einem Boden, der dafür prädestiniert zu sein schien, obwohl die ausgestellte Weaner Sorglosigkeit mehr Fassade als Wesen der Jahre nach der Jahrhundertmitte darstellte, sie wurde genährt von der kraftvollen Ursprünglichkeit des Wiener Volkstheaters, von einer Garde eigenwilliger, durch Generationen hindurch einander ablösender Spaßmacher und Hanswurste, von Raimunds g'mütvoller Volksposse mit ihrer poesieverzuckerten Menschlichkeit, von Nestroys respektlosem Witz, mit dem der geniale Künstler um sich biß, bevor er zu spießerischer Geruhsamkeit zurückkehrte, von Lanners und der „Sträuße" Walzerfluten, in denen sich die Wiener die Mühen des Alltags abzuwaschen trachteten, und nicht zuletzt von einer guten Portion recht prosaischen und profanen Fleißes, Mutes zu neuen Wegen, sprudelnder Schöpferkraft und zermürbender Enttäuschungen. 1860, als mit Franz von Suppes „Pensionat" die Wiener Operette die ersten Sprossen ihrer Erfolgs- und Ruhmesleiter bestieg, rauschten Johann Strauß-Sohns „Accellerationen" im Dreivierteltakt durch die Ball- und Tanzsäle. Den ersten Schritt tat Offenbach. Nicht nur in Paris, wo er die Salons durchwandert hatte, bis er sein Cello in Ecke und sich selbst auf eigene Füße stellen sich zum König der Bouffonerie und schließlich der von ihm endgültig etablierten und in ihre Rechte eingesetzten Operette aufschwingen konnte. Auch in Wien, das er durch Serienaufführungen seiner Werke begeisterte; sie ließen den Funken zurück, der zu einem klassischen Feuer aufloderte — wenngleich das auch ein wenig ruhiger brannte als Offenbachs Pariser Feuerwerke.
FRANZ VON SUPPE (1819-1895), Sohn eines in österreichischen Staatsdiensten stehenden Italieners und einer Wienerin, ein mit gutem musikalisch-handwerklichen Rüstzeug versehener Kapellmeister und Komponist, hatte während seiner Dirigententätigkeit an Wiener Theatern eine Vielzahl von Possen, Volksstücken und Bühnenproduktionen aller Art erfolgreich musikalisch ausgestattet, bevor er die handfestleichtfüßigen Schöpfungen des Deutsch-Parisers kennenlernte und sich von ihnen faszinieren ließ. Er, der der Nestroyschen Gesellschaftskritik Aufgeschlossene, dem Wiener und südländisches Blut in den Adern floß, der die Gesetze und Kniffe des Theaters aus eigener Praxis kannte und beherrschte, der wienerisch-volkstümlich, buffonesk und lyrisch gleicherweise zu schreiben verstand und der um die Notwendigkeit wußte, die musikalischen Nummern fester mit der Handlung zu verbinden — er war der Rechte, eine Synthese anzustreben zwischen dem Habitus der Bouffonerie und der österreichisch-wienerischen Wesensart: dem sprichwörtlich gewordenen G'müt und der ebenso apostrophierten Gemütlichkeit. Daß dies nur so weit gelang, wie Suppes Können seinem Wollen zu folgen imstande war, steht auf einem anderen Blatte; immerhin durfte er aber für sich in Anspruch nehmen, eine neue, eine Wiener Spezies der jungen Kunstgattung Operette aus der Taufe gehoben zu haben. (Aber von seinen in den sechziger Jahren geschriebenen mehr als ein Dutzend Werken ist den Spielplänen unserer Tage eigentlich nur „Die schöne Galathee" geblieben.) Dann rollte Suppe vorerst die Fahne ein, die er Jahre zuvor auf einem unbestiegenen Gipfel gehißt hatte, und sah ruhig und beschaulich zu, wie der theaterunerfahrene Walzer-Strauß zum umjubelten Klassiker der Wiener Operette wurde. Man kann's kaum treffender sagen als Bernard Grün: „Suppe öffnete die Tür und Strauß trat, gefolgt von Suppe und Millöcker, in das Pantheon der Wiener Operette." CARL MILLÖKER (1842-1899), Wiener von Geburt und Natur, der jüngste in dieser Trias, war Flötist am Josephstädter Theater unter dem Kapellmeister Suppe, der sein Herz für den begabten jungen Mann entdeckte; durch Suppes freundschaftlichen Rat und wohl auch Unterricht lenkte Millöcker die Schritte zum Kapellmeister-Beruf. In Graz und kurz darauf in der Hauptstadt hatte er sich auch den kompositorischen
Verpflichtungen seiner Position zu widmen, die sich kaum von denen unterschieden, die Suppe wahrzunehmen hatte. Über die Musikverfassung zu Possen wanderte er dann bergan zur Operette, die er als eine ungekünstelt-volkstümliche, der Volksoper nahestehende Schöpfung sehen wollte (eine andere Opernnähe also als die, deren Sirenengesang Johann Strauß später zum Verhängnis wurde). Strauß hatte, nicht zuletzt durch seine unsterbliche „Fledermaus", das Image der klassischen Wiener Operette geprägt. Nachdem Suppe etwa ein Jahrzehnt geschwiegen hatte, trat er wieder auf den Plan — der hervorragenden „Fatinitza" (1876) folgte der noch begeisterter aufgenommene „Boccaccio" (1879), in dem der stilgewandte Meister nicht nur als Wiener auftreten, sondern zugleich aus dem reich sprudelnden Quell italienischer Folklore schöpfen konnte: Serenade, Tarantella, Schmelz und Süße der Melodien (vor allem das innige „Hab ich nur deine Liebe") — und, natürlich, der Schwung des Walzers. Das heiter-frivole Spiel um den „Decamerone"-Dichter, aus einigen Episoden der Zehn-Tage-Novellen locker gefügt, gab der Musik farbige Wirkungsmöglichkeiten; hier ist Suppe im Zenit seines Talents und Schaffens, hier hat er nicht zuletzt bewiesen, daß er Ensembles zu gestalten, zu „bauen" vermag, die der heiteren Oper würdig wären. Der „Vater" der Wiener Operette ist nun — endlich — ihr zweiter Klassiker geworden. Doch nach dem Gipfelsturm folgt zugleich ein bedächtiger Abstieg — er war durch Fleiß nicht aufzuhalten.
Millöcker, der unermüdliche Arbeiter, solide Handwerker und redliche Bürger, der „Ziseleur" und dramatisch Begabteste innerhalb des Klassiker-Dreigestirns folgte auf dem Weg nach oben. Auch hier zwei einander ablösende Meisterarbeiten vor einem langsamen Abgleiten vom Höhenflug: nach dem genialen, den Traum von der Volksoper erfüllenden „Bettelstudenten" (1882) die sizilianische Räuberstory „Gasparone" (1884), schlichter in der melodischen Erfindung, doch nicht weniger blutvoll, theatralisch, volkstümlich in bestem Sinne. — Die Textbücher zu „Boccaccio" und „Gasparone" wurden von jener „Firma" erarbeitet, deren Produktionen mit der Blüte der Wiener Operette aufs engste verbunden sind: F. Zell (Camillo Walzel) und der als Kapellmeister ausgebildete Richard Genee schrieben mit Phantasie, Kenntnis geeigneter Vorlagen, bühnensicherer Routine und sinnvoller Arbeitsteilung eine Vielzahl von Operettentexten, darunter „Eine Nacht in Venedig" und (Genee allein) „Die Fledermaus" (J. Strauß) — „Fatinitza" und „Boccaccio" (Franz von Suppe) — „Madame Dubarry", „Der Bettelstudent" und „Gasparone" (C. Millöcker). „Genee war kein literarisches Genie und Zell kein theatralischer Zenit; doch als die Nachfolger der primitiven Lebensbilder- und Possen-Autoren der sechziger Jahre und als Vorgänger der lediglich materiell interessierten Journalisten-Librettisten des ausgehenden Jahrhunderts schufen sie jene lebendigen Situationen, Charaktere und Verse, die den Werken Strauß', Suppes und Millöckers zu Welterfolgen verhalfen" (B. Grün)
Das also war, kurz umrissen, die „klassische" Zeit der Wiener Operette, deren Glanzwerke sich von Offen-bachscher „unbeirrbarer Parteinahme für die kleinen Leute" (G. Knepler) recht weit entfernt haben. Verhältnismäßig kurz war diese Zeit heiterer künstlerischer Konjunktur — mit zunehmender Distanz zu einer Reflexion der Wirklichkeit wurde das Niveau flacher; der Verfallsprozeß setzte ein. Vorerst freilich wurde das Gebäude gestützt durch die Eleganz und Brisanz musikalischer Einfälle.
Hans-Gerald Otto

Mehr Informationen
ArtikelnummerAmiga 8 45 063
ProduktnameBocaccio & Gasparone
Preis9,90 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretVarious Artists
Name - TitelBocaccio & Gasparone
LabelAMIGA
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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